Auf einen Blick
- Britische Werbeaufsicht rügt Next-Anzeige wegen ungesund dünnem Model
- Next bestreitet digitale Manipulation der Modelproportionen, entfernt aber die Fotos
- ASA verbot 2015 Anzeigen von YSL und Gucci wegen unrealistischer Körperbilder
Seit der Wahl Donald Tumps (78) beerdigen immer mehr US-Konzerne ihre Diversitätsprogramme. Jüngstes Beispiel ist Google, dessen Kalender «woke» Daten wie den Pride Month oder den Black History Month nicht mehr anzeigt. Zumindest in der Werbebranche droht dem «wokeness»-Trend aber noch kein abruptes Ende, wie ein neuer Fall aus England zeigt.
Die britische Werbeaufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) hat eine Anzeige auf der Webseite des Modelabels Next gerügt. Darauf zu sehen ist ein Model, das gemäss ASA «ungesund dünn» wirkt.
So schreibt die Behörde in einem am Mittwoch veröffentlichten schriftlichen Entscheid: «Weil die Pose, der Kamerawinkel und das Styling in der untersuchten Anzeige die Schlankheit der Beine des Models stark betonten, waren wir der Meinung, dass die Anzeige den Eindruck erweckte, das Model sei ungesund dünn». Die Werbung hat erst nach einer eingereichten Beschwerde die Aufmerksamkeit der ASA erregt, wie «The Guardian» berichtet. Ausserdem warf die ASA dem Unternehmen vor, die Anzeige digital verändert zu haben.
Next pocht auf soziale Verantwortung
Das britische Modelabel gibt in einer Stellungnahme zu, zwar das Produkt – in diesem Fall die Leggins – digital bearbeitet zu haben. Die Proportionen des Models seien aber nicht verändert worden.
Weiter erklärt der Konzern, sich der sozialen Verantwortung gegenüber Kunden und der Gesellschaft bewusst zu sein und stets Models von schlank bis Übergrösse zu zeigen. Sie seien sich bewusst gewesen, dass das Model dünn sei. Sie habe aber einen gesunden und durchtrainierten Körper – «mit ausgewogenen Proportionen», so Next.
Die Behörde erklärte die Werbung dennoch für unverantwortlich und verbot ihre weitere Verwendung. Next hat die Fotos von seinem Onlineshop entfernt.
Anhaltende Debatte über schädliche Körperideale
Der Fall Next reiht sich in eine lange Liste von Bekämpfungen seitens ASA gegen unrealistische Körperbilder in der Werbung ein. Bereits 2015 rügte die Aufsichtsbehörde Luxus-Modehäuser wie Yves Saint Laurent (YSL) oder Gucci.
Beim französischen Konzern YSL wurde eine Anzeige verboten, weil die Pose eines Models und die spezielle Beleuchtung besondere Aufmerksamkeit auf ihren Brustkorb zog, wo die Rippen sichtbar hervorstanden. Auch wirkten die Oberschenkel und die Knie ihrer Beine ähnlich schmal. Yves Saint Laurent stimmte dieser Einschätzung nicht zu, lieferte aber auch keine detaillierte Stellungnahme.
Auch Kampagnen mit Julia Roberts (57) und Christy Turlington (56) wurden 2011 von der ASA verboten, weil die Gesichter zu stark retuschiert und digital manipuliert wurden. L'Oréal war gezwungen, die Lancôme- und Maybelline-Anzeigen zurückzuziehen.