Der abenteuerlustige Schriftsteller Mark Twain (1835–1910) fand wenig Gefallen an der Schweiz: «Sie ist nichts weiter als ein einziger grosser, buckeliger Felsblock mit einer dünnen Grashaut darüber.»
Das sitzt. Doch zum Glück sind Twains Worte aus dem Jahr 1878 längst verhallt. Touristen lieben die Schweiz – vor allem die Deutschen, Briten und Amerikaner.
9,3 Millionen Hotelnächte gingen im ersten Halbjahr 2015 auf das Konto von ausländischen Gästen. 16 Milliarden Franken gaben sie letztes Jahr während ihrer Schweizreise aus. Von den 38 Millionen pro Tag kommt am meisten aus dem Portemonnaie der Touristen aus den Golfstaaten und aus Japan und China.
Doch wie eine exklusive Auswertung von Schweiz Tourismus zeigt, suchen die Gäste in der Fremde das Vertraute. Sie lassen sich dort nieder, wo sie unter ihresgleichen sind. Die Hochburg der Holländer ist Sent im Unterengadin. Dort steht abgeschieden das von einem Holländer geführte, sagenumwobene Hotel Val Sinestra. Es gibt sogar einen Direktbus aus der Heimat der Oranje nach Sent.
Wie den Holländern hat es den Deutschen das Unterengadin angetan. Sie treffen sich im Robinson Club in Vulpera. Das All-inclusive-Hotel ist Tochter eines grossen deutschen Reiseveranstalters. Der englische Sänger James Blunt führt die britische Fan-Gemeinde im Walliser Skiort Verbier an. Die vermögende russische Oberschicht erholt sich am liebsten im Quellenhof in Bad Ragaz SG. Überdurchschnittlich viele Japaner trinken Sake in Grindelwald. Der Berner Kurort verschwesterte sich 1972 mit dem japanischen Bergdorf Azumi Mura und pflegt deshalb eine besondere Beziehung zum Land der aufgehenden Sonne.