Carna Grischa – dieser Name steht für den grössten Schweizer Fleischskandal der letzten Jahre. Der Bündner Fleischhändler hat mit falsch deklarierter Ware Beizen, Hotels, Kantinen und Schulen während Jahren über den Tisch gezogen (BLICK berichtete).
Am Mittwoch holte Carna-Grischa-Präsident Ettore Weilenmann vor versammelter Presse in Landquart GR zum vermeintlichen Befreiungsschlag aus: Der Unternehmer schob die Schuld am Bschiss der alten Führung in die Schuhe.
Namen nannte er nicht, allen war aber klar, wen er meinte: Firmengründer Erich Rutschmann, seinen späteren Kompagnon Fritz Häuser sowie die ehemalige Verkaufsleiterin S.*
Nun wehrt sich Fritz Häuser gegen die Vorwürfe. «Ich war schockiert, als ich die Schlagzeilen gelesen habe», sagt er zu BLICK und beteuert: «Ich hatte selber keine Kenntnisse über die Betrügereien in Landquart.» Falls gravierende Dinge vor dem Jahr 2010 passiert seien, werde er gegen die damaligen Verantwortlichen gerichtlich vorgehen.
Im Handelsregister war Häuser in jener Zeit als Delegierter des Verwaltungsrates aufgeführt. Er betont jedoch, dass er niemals operativ bei Carna Grischa tätig gewesen sei. Er habe vom Thurgau aus einen anderen Betrieb geführt.
Das Problem ist nur: Die beiden Betriebe heissen fast gleich. Hier Carna Grischa, dort Carna Center. Auch die Logos sind bis auf die Farbe identisch. Und der inzwischen bekannte Werbespruch lautet ebenfalls gleich: «Mehr Fleisch fürs Geld».
Zu Häusers Firmen gehören neben einem Fleischversand mehrere Fleischläden in der Nordostschweiz. «Wir würden das Logo lieber nicht mehr führen nach dem, was alles passiert ist», erklärt Häuser.
Doch die Bande zur ehemaligen Firma sind enger, als Häuser zunächst zugeben will: S.* ist heute bei Häuser angestellt, ihr Name findet sich auf zahlreichen Dokumenten, die den Fleischbetrug bei Carna Grischa belegen. Häuser dazu: «Bis die Vorwürfe geklärt sind, ist Frau S. beurlaubt. Sollte sich der Verdacht gegen sie erhärten, werden wir uns per sofort von ihr trennen müssen.»
Die Geschichte von Carna Grischa beginnt 1999. Zwei Jahre später steigt Häuser mit einem Anteil von 50 Prozent ein. Er war zuvor einer der wichtigsten Lieferanten.
2010 verkaufte er seinen Anteil an Weilenmann und dessen Geschäftspartner Michel Stopnicer. Eigentlich hätte Weilenmann als Unternehmensberater einen Käufer für Carna Grischa finden sollen. Weil dieser aber kurz vor dem Deal absprang, stieg er selber ein.