In Ballen oder grossen grauen Säcken werden sie angeliefert: 240 Tonnen Kräuter, die Ricola jährlich verarbeitet, darunter die «Bio-Chrütli» von Reto Raselli (62), dem Kräuterkönig aus dem Puschlav. Raselli produziert fünf Prozent der Ricola-Kräuter. Den Rest bezieht der Bonbon- und Teehersteller bei rund 100 weiteren Kräuterbauern aus dem Wallis, dem Emmental, dem Jura und der Zentralschweiz.
Sämtliche Anbaugebiete liegen in Bergregionen, möglichst weit weg von Industrie und Verkehr. «Dadurch vermeiden wir, dass die Kräuter mit Schadstoffen in Berührung kommen», sagt Produktionsleiter Frank Meyer (32).
Die 13 Heilpflanzen, die das Ricola-Geheimnis ausmachen und die Basis für jedes Produkt bilden, sind in den Fabrikhallen omnipräsent – vor allem in der Nase und den Augen. Überall duftet es nach frischen Kräutern. Teilweise sind die ätherischen Öle der Kräuter so stark, dass die Augen zu tränen beginnen. Für Meyer kein Problem. «Man gewöhnt sich daran», sagt er. Das Gute sei, dass er deshalb praktisch nie krank sei.
Neben dem Kräutergeruch fällt auf, dass vor allem in der Wicklerei, wo die Bonbons in das typische gelbe Papier gehüllt werden, besonders viele Frauen arbeiten. Meyer: «Das war auch schon früher so. Damals wurden die Bonbons zur Verpackung den Frauen nach Hause gebracht, damit sie sich in Heimarbeit einen Zustupf verdienen konnten.»
Obwohl Ricola mittlerweile mehr als 60 verschiedene Produkte in unterschiedlichen Verpackungen herstellt, ist es vor allem der gelb eingewickelte Kräuterzucker, der den Betrieb wachsen lässt.
1940 von Ricola-Gründer Emil Richterich erfunden, produziert Ricola an Spitzentagen bis zu 20 Tonnen des eckigen Bonbons.
Hat sich der Geschmack der Konsumenten über die Zeit nicht verändert? «Doch. Deshalb hat Ricola verschiedene zuckerfreie Alternativen entwickelt», sagt Meyer. Zudem arbeite das Unternehmen gerade an der Entwicklung von Produkten, die mit Extrakten der Pflanze Stevia gesüsst sind. Das Problem: Der Süssstoff hat einen starken Eigengeschmack. «Deshalb muss die ganze Rezeptur überprüft werden», so der Produktionschef. Das brauche Zeit.
Obwohl die Produktion ausschliesslich in der Schweiz erfolgt, landen 90 Prozent der Ware im Ausland. 2014 erzielte das Unternehmen weltweit einen Umsatz von 316 Millionen Franken, knapp ein Prozent mehr als im Vorjahr.