Die Schweiz, ein Volk von Mietern. Nur knapp 40 Prozent aller dauernd bewohnten Wohnungen werden von ihren Eigentümern selbst bewohnt. Nirgends in Europa ist dieser Wert tiefer.
Warum ist das so? Unter anderem darum: Die Preise für Wohneigentum in der Schweiz schiessen derzeit steil in die Höhe. Und zwar nicht nur in der Stadt, sondern seit einigen Jahren auch in ländlichen Gebieten.
Das zeigen neuste Zahlen des Immobiliendienstleisters IAZI.
Zentralschweiz besonders betroffen
Dieser hat sich die Preisentwicklung für Eigenheime auf regionaler Ebene angeschaut. Über die Dauer der letzten zehn Jahre zeigen zwar vor allem die Werte der Grossstädte stark nach oben: Zürich (73% teurer als 2007), Lausanne (64%) und Genf (59%) führen die Rangliste an.
Doch über die letzten fünf Jahre sind die Eigentums-Preise im Raum um Luzern am stärksten gewachsen, nämlich um 21 Prozent. Überhaupt war die Preisentwicklung in der Zentralschweiz besonders rasant. Aber auch das Umland von St. Gallen und Sion fällt mit Anstiegen ins Auge (siehe Grafik).
Gutverdienende müssen kleinere Brötchen backen
Der schweizweite Preisanstieg hat laut IAZI zur Folge, dass sich selbst Gutverdienende nicht mehr ohne weiteres viel Wohnfläche kaufen können. Wer im Jahr 120'000 Franken verdient und 150'000 an Eigenmitteln mitbringt, kriegt dafür in Genf nur noch 50 Quadratmeter, also eine durchschnittliche 2-Zimmer-Wohnung (siehe Grafik unten).
Und selbst in Chur erhält man dafür nur noch gut 100 Quadratmeter. Das sind 40 Quadratmeter weniger als noch im Jahr 2000. Gegenüber Keystone/AWP sagt IAZI-Immo-Experte Donato Scognamiglio: «Wenn Sie eine Million Hypothek wollen, brauchen Sie ein Haushaltseinkommen von fast 180'000 Franken. Und wer hat das schon?» Der Experte liefert die Antwort gleich mit: 93 Prozent in der Schweiz verdienten nicht so viel.
Sein Vorschlag: Entweder sei man bereit, in den Thurgau, ins Berner Mittelland oder in den Aargau zu ziehen. Oder man müsste einmal über die überalterten Tragbarkeitsregeln diskutieren, so Scognamiglio.