Weniger Pestizide im Wallis
Meine Reben kommen ohne Gift aus

Im Weinbau kommen viel zu viele Pestizide zum Einsatz. Jetzt legte der Kanton Wallis einen Aktionsplan zur Pestizidreduktion vor. Experten geht der viel zu wenig weit.
Publiziert: 31.10.2018 um 12:52 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2018 um 08:52 Uhr
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Hans-Peter Baumann, Winzer aus Turtmann, zeigt seine Reben bei Leuk. Dank pilzresistenter Sorten und begrüntem Boden braucht er keine Pestizide.
Foto: Thomas Andenmatten
Cyrill Pinto

Winzer Hans-Peter Baumann (64) ist im Oberwallis ein Exot. Er züchtet Trauben, deren Namen man auf Schweizer Weinkarten nur selten findet: Sie heissen Regent, Chambourcin oder Goldwin. Speziell sind nicht nur ihre Namen, sondern auch die Art wie sie hergestellt werden. Denn Winzer Baumann kommt ganz ohne Chemie aus. Die speziell gezüchteten Reben in seinen Weinbergen sind gegen Pilzerkrankungen immun. Zusätzlich verzichtet Baumann auf Unkrautvertilger wie Glyphosat.

Im Gegensatz zu den meisten Walliser Reben: Konventionell arbeitende Winzer versprühen tonnenweise Pestizide. Nicht ohne Folgen für die Umwelt: Im Einzugsgebiet von Obst- und Weinbaugebieten weisen Forscher eine breite Palette von Pestizidrückständen nach. SonntagsBlick berichtete im Juni 2017 über Messdaten des ETH-Wasserforschungsinstituts Eawag. Demnach wiesen Gewässer im Unterwallis hohe Belastungen mit Pestiziden auf.

Jetzt, rund anderthalb Jahre später, präsentierte der Kanton Wallis seinen Aktionsplan zur Pestizidreduktion im Obst- und Weinbau. Als grosser Wurf angepriesen, entpuppt sich das Papier auf den zweiten Blick als ziemlich schwachbrüstig.

Wichtige Punkte wurden verwässert

So sieht der Aktionsplan als Hauptziel vor, dass bis 2020 «weder Pestizide noch Dünger entlang von Oberflächengewässern» eingesetzt werden sollen. Entlang von Strassen und Wegen soll ein begrüntes Band bestehen. Bloss: Was als zentrales Ziel bis 2020 präsentiert wird, entspricht lediglich dem, was das heutige Gesetz längst vorschreibt. Tatsächlich hatte der Walliser Plan in seiner ursprünglichen Fassung ehrgeizigere Ziele verfolgt.

Vergleicht man diese mit dem nun präsentierten Aktionsplan, wird klar: Wichtige Punkte wurden verwässert, andere ganz gestrichen. Ursprünglich hätten ab dem Jahr 2022 auf der Hälfte der Walliser Reb- und Obstbauflächen keine Fungizide und keine Herbizide mehr eingesetzt werden sollen. Im nun verabschiedeten Plan ist nur noch von zehn Prozent der Flächen die Rede. Ganz gestrichen wurde das Ziel, dass die staatlichen Gutsbetriebe alternative Methoden der Behandlung mit Pestiziden vorziehen sollen. Auch ein Programm zur Kontrolle der Umweltvorschriften fehlt.

Die Zukunft muss sein: Frei von Pestiziden

Weil der stellvertretende Chef des Landwirtschaftsamtes einen ambitionierteren Plan umsetzten wollte, musste er nach kurzer Zeit im Amt wieder gehen.
Staatsrat Christophe Darbellay (CVP, 47) betont in einer Stellungnahme, dass der Abgang des Beamten nichts mit dem Aktionsplan zu tun habe.

Der Plan sei Ende 2017 in die Vernehmlassung geschickt und seither mit den Branchenverbänden verhandelt worden. «Eine breite Akzeptanz ist entscheidend für dessen Umsetzung», so Darbellay. Die Organisation «Vision Landwirtschaft» hat die Walliser bei der Entwicklung des Aktionsplans betreut und unterstützt ihn. «Allerdings fehlen Massnahmen, die über die Bundesprogramme hinausgehen», sagt Andreas Bosshard von Vision Landwirtschaft.

Eine stärkere Förderung der Biodiversität würde dazu beitragen, den Walliser Weinbau zu stärken, so Bosshard. Dieser Meinung ist auch Winzer Hans-Peter Baumann: «Der nun vorgestellte Plan geht viel zu wenig weit», sagt er. «Eine Weinproduktion, frei von Pestiziden, das ist unsere Zukunft.»

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