Die neue Prognose stellte der IWF am Dienstag in Washington vor. Im zurückliegenden Ausblick im Januar hatte der IWF noch mit 3,4 Prozent gerechnet. Im vergangenen Jahr war die Weltwirtschaft um 3,1 Prozent gewachsen.
Die Beschleunigung des Wachstums erstreckt sich laut IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld nicht nur auf die Industriestaaten, sondern auch auf Schwellen- und Entwicklungsländer. Angetrieben wird die Aufwärtsentwicklung laut IWF unter anderem durch den teilweisen Anstieg der Rohstoffpreise, wovon vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer profitierten.
In den Industriestaaten konstatieren die Washingtoner Experten eine Zunahme der wirtschaftlichen Dynamik vor allem in den USA. Diese führen sie teilweise auf eine gestiegene Zuversicht der Unternehmen und Finanzmärkte seit dem Wahlsieg von Präsident Donald Trump zurück.
Der Welthandel zieht gemäss Prognose im laufenden und im kommenden Jahr im Vergleich zu 2016 ebenfalls an, jedoch nicht ganz so schnell wie erhofft.
Für die Schweiz rechnet der Währungsfonds mit einem Wachstum von 1,4 Prozent im laufenden Jahr, das sich 2018 auf 1,6 Prozent beschleunigen soll. Dieses Wachstum werde unterstützt von der ausländischen und inländischen Nachfrage sowie den nachlassenden Auswirkungen der Franken-Aufwertung, heisst es im IWF-Bericht.
Für die Vereinigten Staaten sagt der IWF ein Wachstum von 2,3 Prozent im laufenden und 2,5 Prozent im kommenden Jahr voraus. Im vergangenen Jahr waren es 1,6 Prozent.
In der Eurozone wird die Entwicklung laut der Prognose weniger schwungvoll verlaufen. Der IWF erwartet dort einen Anstieg von 1,7 Prozent im laufenden und 1,6 Prozent im nächsten Jahr, womit das Wachstum des vergangenen Jahres nicht gesteigert werden kann.
Die vom IWF erwarteten Negativauswirkungen der Brexit-Entscheidung für die britische Wirtschaft haben sich allerdings noch nicht so schnell realisiert wie zuvor vorausgesagt: Die britische Wirtschaftsleistung sei bislang «stärker als erwartet» gewesen.
Trotz kurzfristig verbesserter Wachstumsaussichten sieht der IWF massive Gefahren für die Weltwirtschaft. Er beobachtet insbesondere zunehmende protektionistische Tendenzen mit dem Risiko von Handelskriegen.
«Die Selbstbezogenheit der Politik vielerorts bedroht die weltweite wirtschaftliche Integration und damit die auf Zusammenarbeit fussende wirtschaftliche Ordnung, die der Weltwirtschaft und insbesondere den Schwellen- und den Entwicklungsländern so geholfen hat», erklärte der IWF in seinem Weltwirtschaftsausblick.
Neben einer protektionistischen Handelspolitik könnte demnach auch ein schneller Zinsanstieg in den USA zu einem Problem werden. Denn dadurch könnten sich die Finanzierungsbedingungen andernorts verschlechtern und der Dollar-Kurs nach oben getrieben werden. Das würde Länder mit hoher Dollar-Abhängigkeit treffen. Ferner fürchtet der IWF eine Deregulierungswelle im Finanzsektor, die zwar kurzfristig die globale Konjunktur anheizen, zugleich aber die Gefahr von Krisen vergrössern könnte.