«Ich fürchte um den Handel, um Arbeitsplätze, Kaufkraft und Gehälter. Wenn wir diesen Weg weitergehen, werden wir in jedem Land eine Konjunkturabschwächung sehen», warnte der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO). Politiker müssten erkennen, dass die Wurzel einer solchen Entwicklung das Ersticken des internationalen Handels ist.
Die Lösung der jüngsten Spannungen müsse auf politischer Ebene gefunden werden, sagte Azevêdo unmittelbar vor dem Beginn eines Krisengesprächs von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker mit US-Präsident Donald Trump in Washington.
Ohne direkt auf das Treffen einzugehen, sagte Azevêdo, Politiker müssten sich endlich gegenseitig zuhörten, anstatt Drohungen auszustossen. Die Probleme würden sicher nicht durch gegenseitige Vergeltungsmassnahmen gelöst.
In den sieben Monaten von Mitte Oktober 2017 bis Mitte Mai dieses Jahres sei die Zahl neuer Handelshemmnisse von etwa neun pro Monat vorher auf etwa elf gestiegen. «Wir rufen alle, die den Handel als Kraft des Guten sehen, auf, die Stimme zu erheben», sagte Azevêdo.
Trump hat den Welthandel mit seiner aggressiven Aussenwirtschaftspolitik verändert. Er hat bereits Zölle in Milliardenhöhe verhängt, um die heimische Wirtschaft zu schützen - Handelspartner haben ihrerseits Gegenzölle verhängt. Dadurch werden viele Produkte für Konsumenten teurer.
Betroffen sind zahlreiche Länder, darunter vor allem China und die Staaten der Europäischen Union. Trump hat zudem weitere Zölle etwa auf Autoimporte angedroht.
Azevêdo verteidigte die WTO, deren Regeln für alle Handelspartner Berechenbarkeit - die Voraussetzung für Investitionen - sicherstellten. Natürlich müsse die Organisation aber effizienter und schneller werden, alle Reformvorschläge seien willkommen.