Der Marktwert von Saudi Aramco klettert dadurch auf knapp 1,9 Billionen US-Dollar. Der Ölkonzern löst damit das US-Technologie-Schwergewicht Apple als wertvollstes börsenkotiertes Unternehmen ab.
Folgen hat der Börsengang auch für den Handelsplatz in Riad. Laut Chefin Sarah al-Suhaimi wird Riad nun zu einer der grössten Börsen der Welt. Auf der Rangliste belegt Tadawul – so heisst die Börse – nun den neunten Platz, wie Medien berichten.
Dass der Börsengang ein Erfolg wird, war nicht unbedingt abzusehen. Das Interesse von internationalen Investoren an den Aktien des Ölgiganten war gering. Skepsis herrschte vor allem wegen der Debatte um den Klimawandel, der politischen Unwägbarkeiten am Golf und des Mangels an Transparenz bei Saudi Aramco. Banken, die den Börsengang begleiteten, mussten Werbeveranstaltungen in New York und London absagen. Die Anleger kommen nun vor allem aus Saudi Arabien und den Nachbarstaaten.
Saudischer Kronprinz hatte noch grössere Pläne
Bei vollständiger Ausübung der Mehrzuteilungsoption («Greenshoe») beläuft sich das Emissionsvolumen auf insgesamt 29,4 Milliarden Dollar. Damit ist der Saudi-Aramco-Börsengang der grösste der Welt. Bisheriger Spitzenreiter war der chinesische Online-Händler Alibaba, der 2014 Papiere im Volumen von rund 25 Milliarden Dollar losschlug.
Eigentlich sollte der Börsengang noch grösser werden. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman wollte ursprünglich fünf Prozent von Aramco an der Börse platzieren und 100 Milliarden Dollar einsammeln für den Umbau des stark vom Erdöl abhängigen Landes. Nun wurden Investoren 1,5 Prozent angeboten. Auch war einmal geplant, die Aktien einer internationalen Börse wie New York oder London zu platzieren, davon ist jedoch schon länger keine Rede mehr.
US-Konzerne dominieren
Der Börsengang ist auch bemerkenswert mit Blick auf die Dominanz US-amerikanischer Technologiekonzerne. Apple, Microsoft, die Google-Mutter Alphabet, Amazon und Facebook beherrschen die Liste der wertvollsten Unternehmen nach Börsenwert. Das wertvollste Unternehmen Apple kommt derzeit auf eine Bewertung von knapp 1,2 Billion Dollar.
Aramco, als einer der weltgrössten Ölproduzenten gewissermassen ein Sinnbild der «Old Economy», zieht nun mit einer Bewertung von 1,7 Billion Dollar an dem Technologiekonzern mit Sitz in Kalifornien vorbei. Damit liegt Aramco aber noch deutlich unter der ehrgeizigen Bewertung von zwei Billion Dollar, die der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman vor fast vier Jahren angestrebt hatte.
Der zuvor mehrfach verschobene Börsengang ist Teil eines umfassenden Umbaus der saudischen Wirtschaft unter der sogenannten «Vision 2030» von Kronprinz Bin Salman. Wie kaum ein Land ist das Königreich am Persischen Golf auf den Ölhandel angewiesen und will sich schrittweise unabhängiger von dem wertvollen Rohstoff machen. (SDA/jfr)