Welche Nationalitäten wie viel Wohnraum in der Schweiz verbrauchen
Ausländer rücken zusammen, Schweizer breiten sich aus

Ein neuer Immo-Report zeigt, welche Nationalität in der Schweiz wie viel Wohnraum beansprucht. Schweizer sind aber nicht an erster Stelle. Haben aber über zwei Mal mehr Wohnfläche als Kosovaren.
Publiziert: 27.10.2017 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:12 Uhr
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Vorstadt und Landschaft: Bevorzugt bei Schweizern, nicht nur, weil Wohnraum hier günstiger ist.
Foto: Bloomberg
Bastian Heiniger, Ulrich Rotzinger

Dichtestress in der Schweiz: Durch die Zuwanderung würden Strassen verstopft, Wohnungen knapper und die Wohnkosten in die Höhe getrieben. So argumentierten Befürworter der Masseneinwanderungsinitiative.

Jetzt zeigt der Report «Immo-Monitoring 2018» von Wüest Partner eine andere Realität: Noch nie standen so viele Wohnungen leer. Vor allem aber zeigt der Report, dass die meisten Ausländer im Vergleich zu Schweizern weniger Wohnfläche beanspruchen –  also zusammenrücken, und Schweizer sich breit machen.

Niederländer, dann Briten und Schweizer

Der Immo-Spezialist hat ausgewertet, wie viel Wohnraum die 20 bedeutendsten in der Schweiz wohnhaften Nationalitäten pro Kopf verbrauchen. «Den höchsten Wohnflächenverbrauch in der Schweiz weisen Niederländer aus», sagt Immobilien-Experte und Studien-Autor Robert Weinert (38). Auf den Plätzen zwei und drei folgen Bewohner, die aus Grossbritannien und der Schweiz selbst stammen.

Ausländer in der Schweiz: Mittlerer Wohnflächenverbrauch pro Kopf
Foto: Infografik

Kosovaren rücken zusammen

Anders bei den Nationen mit grossem Bevölkerungsanteil: Italiener, Deutsche, Portugiesen, Franzosen, Kosovaren, Spanier und Türken – sie alle wohnen auf kleinerer Fläche als Schweizer. Besonders genügsam sind Kosovaren: Während der Schweizer pro Kopf 48,4 Quadratmeter beansprucht, brauchen Personen aus dem Kosovo nur 22,3 Quadratmeter – nicht einmal halb so viel. Ähnlich tief ist die Wohnfläche bei Eritreern, von denen ein grosser Teil nun eine Aufenthaltsbewilligung besitzt und zur ständigen Wohnbevölkerung zählt.

Doch warum leben Schweizer auf grösserem Fuss? Für Immobilienexperte Donato Scognamiglio (47) ist der Fall klar. «Das ist eine Frage der Kaufkraft», sagt er zu BLICK. «Schweizer wohnen in Reihenhäuschen und der Ausländer träumt davon.»

Hätten alle gleich viel Geld, so würden am liebsten alle in einem Schloss wohnen. Dass in den letzten Jahren die Wohnfläche pro Kopf nicht mehr zunimmt, hat laut Scognamiglio denn auch nicht mit Vernunft zu tun. Sondern mit den gestiegenen Preisen.

Single-Haushalte brauchen mehr Platz

Die Autoren von Wüest Partner hingegen nennen neben Lohn und Vermögen auch die Haushaltsgrösse als entscheidenden Grund. Andere Nationen sind sich eher gewohnt, mit der ganzen Familie zusammenzuleben: «Während Haushalte mit einem hohen Flächenverbrauch im Durchschnitt sehr oft aus nur einer Person bestehen, wohnen in Haushalten mit Menschen aus dem Kosovo, Mazedonien und Sri Lanka im Schnitt mehr als drei Personen.» Dadurch schrumpft der Flächenbedarf pro Kopf.

Auf lange Sicht jedoch nahmen Single-Haushalte, die besonders viel Raum beanspruchen, stark zu: Von vier Prozent in den 60er-Jahren auf heute 16 Prozent.

Fabian Waltert (39), Immobilienökonom bei der Credit Suisse, sieht aber noch andere Gründe. So würden manche Ausländer ihr Geld für anderes ausgeben: «Sie investieren vielleicht lieber in andere Konsumgüter als in Wohnraum.» Vor allem aber wohnten Schweizer oft ausserhalb der Zentren, wo man sich grösseren Wohnraum eher leisten könne. Ausländer zieht es hingegen in die Städte. Dort gibts für mehr Geld weniger Wohnfläche.

«Schweizer hängen am lieb gewonnenen Heim»

BLICK: Herr Weinert, warum brauchen ausgerechnet Holländer am meisten Wohnfläche?
Robert Weinert: Es wohnen nicht sehr viele Holländer in der Schweiz. Aber viele von ihnen sind gut ausgebildete Spezialisten, die entsprechend verdienen und sich mehr Wohnfläche leisten können.

Und warum sind Kosovaren am genügsamsten?
Bei den Kosovaren ist das Zusammenleben in der Familie stärker verankert als etwa bei Schweizern. Deshalb verbrauchen sie pro Kopf weniger Wohnraum. Dasselbe gilt für viele andere Nationen mit tiefem Flächenverbrauch.

Obwohl Schweizer durchschnittlich kaum mehr verdienen als Italiener oder Spanier, beanspruchen sie viel mehr Wohnraum. Warum?
Schweizer besitzen häufiger Wohneigentum als Personen anderer Nationen. Damit steigt tendenziell auch der Wohnraum.

Viel Wohnraum beanspruchen besonders Single-Haushalte und ältere Personen. Dadurch bleibt eine Menge wertvoller Fläche ungenutzt.
In den letzten Jahren hat der Flächenverbrauch nicht mehr zugenommen. Wenn jedoch in einem Haushalt die Kinder ausziehen, bleiben die Eltern oft im Haus oder in der Wohnung. Emotional hängen sie am lieb gewonnenen Heim und am Umfeld mit den Nachbarn. Dass
sie dann überdurchschnittlich viel Wohnfläche haben, ist die Konsequenz daraus. 

BLICK: Herr Weinert, warum brauchen ausgerechnet Holländer am meisten Wohnfläche?
Robert Weinert: Es wohnen nicht sehr viele Holländer in der Schweiz. Aber viele von ihnen sind gut ausgebildete Spezialisten, die entsprechend verdienen und sich mehr Wohnfläche leisten können.

Und warum sind Kosovaren am genügsamsten?
Bei den Kosovaren ist das Zusammenleben in der Familie stärker verankert als etwa bei Schweizern. Deshalb verbrauchen sie pro Kopf weniger Wohnraum. Dasselbe gilt für viele andere Nationen mit tiefem Flächenverbrauch.

Obwohl Schweizer durchschnittlich kaum mehr verdienen als Italiener oder Spanier, beanspruchen sie viel mehr Wohnraum. Warum?
Schweizer besitzen häufiger Wohneigentum als Personen anderer Nationen. Damit steigt tendenziell auch der Wohnraum.

Viel Wohnraum beanspruchen besonders Single-Haushalte und ältere Personen. Dadurch bleibt eine Menge wertvoller Fläche ungenutzt.
In den letzten Jahren hat der Flächenverbrauch nicht mehr zugenommen. Wenn jedoch in einem Haushalt die Kinder ausziehen, bleiben die Eltern oft im Haus oder in der Wohnung. Emotional hängen sie am lieb gewonnenen Heim und am Umfeld mit den Nachbarn. Dass
sie dann überdurchschnittlich viel Wohnfläche haben, ist die Konsequenz daraus. 

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