Bracken Darrells Rücktritt vor einem Jahr erfolgte abrupt und hinterliess ein Vakuum in der Führung von Logitech. Als CEO war er fast zehn Jahre lang die Stimme und das Gesicht des Computerzubehörherstellers mit Sitz in der Romandie. Hinter den Kulissen war die Rede von einer Flucht nach vorn. Er sei mit seinem Abgang möglicherweise einer bevorstehenden Entlassung zuvorgekommen.
Die treibende Kraft dahinter soll der Gründer und Urvater von Logitech gewesen sein: Daniel Borel. Er sieht seit einigen Jahren sein Lebenswerk in Gefahr. Die Strategie passe nicht, zu viele falsche Entscheidungen wurden getroffen. Auch der Aktienkurs reicht immer für Kritik. Seine Tadel und die Effekte davon folgen dabei einem Muster: austeilen, umbauen, abwarten. Und wieder austeilen.
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Nun der nächste Schritt. Logitech-Präsidentin Wendy Becker kündigt ihren Rücktritt auf die nächste Generalversammlung (GV) im 2025 an. Becker leitete seit 2019 das Gremium von Logitech, als erste Präsidentin eines SMI-Konzerns. Ihr wirft Borel noch mehr vor als Darrell: Inkompetenz, Führungsmängel und mangelnde strategische Weitsicht. Seiner Meinung nach hätte sie Sparmassnahmen nach dem Corona-Boom durchsetzen und Darrell früher auswechseln sollen.
Das Karussell im VR dreht sich
Seit Mitte 2022 sägt Borel an Beckers Stuhl. An der GV im September 2023 machte er seine Bedenken erstmals öffentlich und forderte ihre Abwahl. Nun tritt sie ab. Und mit ihr Verwaltungsrat Patrick Aebischer. Der ehemalige EPFL-Präsident ist mit Becker verbunden, er holte sie einst ins Logitech-Gremium.
Dafür sollen zwei Neue in den Verwaltungsrat einziehen: Sparmeister Donald Allan, CEO von Stanley Black & Decker. Er hat beim US-Werkzeughersteller Produktionsstätten geschlossen, Jobs abgebaut und Betriebsteile verkauft. Und Expansionsprofi Owen Mahoney – er war bis zum März CEO des Spieleentwicklers Nexon, verantwortlich für Wachstum.
Man könnte aus Borels Sicht also sagen: Operation gelungen. Aber wie geht es dem Patienten Logitech?
Geführt wird das Unternehmen seit Dezember 2023 von Hanneke Faber, zu deren Anstellung Becker massgeblich beigetragen haben soll. Und so steht jetzt auch Faber auf dem Prüfstand.
Faber hat viel Erfahrung in der Konsumgüterindustrie. Weniger in der Tech-Branche: Sie managte Produkte wie Fertigsuppen und Mayonnaise bei Unilever, Shampoos bei Procter & Gamble. Zum Business mit Tastaturen und Mäusen fand sie erst bei Logitech. Das brachte ihr bereits Kritik ein, bevor sie ihr Amt antrat.
Fabers glückliches Händchen
Doch Faber ist das geglückt, was sie – anders als Becker und Darrell – gegen das harte Urteil Borels bis jetzt immunisierte. Die Aktie legte um mehr als einen Drittel zu, und damit auch Borels Vermögen. Dieser ist mit 1,5 Prozent der grösste Einzelaktionär von Logitech.
Zudem wies Logitech im ersten Quartal einen Betriebsgewinn von 457 Millionen Dollar aus, was einem Plus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Und das, obwohl der Umsatz leicht zurückgegangen ist.
Mehr noch, Faber hat von Darrell viel Geld in der Firmenkasse geerbt. Das Unternehmen verfügt über fast 1,5 Milliarden Dollar Cash. Das könnte ihr dabei helfen, Firmen und damit Umsatz und Wachstum zuzukaufen, wenn es schon nicht organisch geht. Viele Anlegerinnen und Anleger warten bereits ungeduldig darauf, dass sie hier mutiger sein wird als ihr Vorgänger.