Arbeitslosigkeit sinkt, aber..
Deshalb kann es noch zu Entlassungen kommen

Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat sich im Juli weiter verbessert. Die Zahl der Arbeitslosen ist leicht zurückgegangen. Doch der Aufschwung ist mit Vorsicht zu geniessen.
Publiziert: 09.08.2021 um 08:38 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2021 um 15:33 Uhr
Die Arbeitslosenzahlen gehen in der Schweiz weiter zurück. Allerdings waren dafür im Juli auch saisonale Gründe, wie etwa den grösseren Aktivitäten auf dem Bau, verantwortlich.(Archivbild)
Foto: PETER SCHNEIDER

Ende Juli waren 128'279 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Die gute Nachricht ist: 3542 weniger als im Juni, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am Montag mitteilte. Die Arbeitslosenquote verharrte im Vergleich zum Vormonat Juni damit jedoch bei 2,8 Prozent. «Die Schweiz kam, verglichen mit anderen Ländern, gut durch die Pandemie», sagt Michael Siegenthaler, Arbeitsökonom von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich.

Grund für den Rückgang ist auch die saisonale Arbeit. Im Sommer ziehen die Aktivitäten auf dem Bau und im Tourismus an. In diesen Branchen werden vermehrt Arbeitskräfte gesucht. Allerdings ist auch die um saisonale Effekte bereinigte Arbeitslosenquote leicht von 3,1 auf 3,0 Prozent gesunken.

Schweizer Arbeitsmarkt bleibt robust

Ökonomen haben diese Entwicklung schon prophezeit. Bei der Arbeitslosenquote rechnen sie mit einem Rückgang von 2,7 bis 2,9 Prozent. «Die Schweiz profitiert vom Nachholkonsum im Inland und einer sehr guten Konjunktur im Ausland», sagt der Experte Siegenthaler gegenüber Blick.

Die Juli-Zahlen sind ein weiterer Beleg dafür, wie robust der Schweizer Arbeitsmarkt ist. So liegen die aktuellen Zahlen deutlich unter jenen des Vorjahresmonats. Als Vergleich: Im Juni kletterte die Zahl der Arbeitslosen auf über 150'000 und die Quote lag bei 3,2 Prozent. Noch trister sah es im Januar aus. Der Höhepunkt lag bei fast 170'000 Arbeitslose und einer Quote von 3,7%.

Gute Nachrichten mit Vorsicht geniessen

Doch Siegenthaler bleibt in seiner Prognose nüchtern: «In gewissen Branchen kann es nochmals zu Entlassungen kommen.» Etwa im öffentlichen Verkehr sowie in der Event- und Flugbranche. Die vorhergesehenen Entlassungen hängen laut Siegenthaler direkt mit der Kurzarbeit zusammen: «Die Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen einiger Betriebe erholt sich nicht, bevor sie das Ende der maximalen Bezugsdauer der Kurzarbeit von zwei Jahren erreichen werden.»

Immer weniger beanspruchen Kurzarbeit

Ein weiterer Beleg für den besseren Zustand des Arbeitsmarktes ist auch die Zahl der Stellensuchenden, die sich im Juli gegenüber dem Juni um 7454 auf 219'183 zurückbildete. Die Zahl der offenen Stellen nahm gleichzeitig auch leicht ab, um 3905 auf 56'812. Trotz guten Aussichten sollte man sich laut Siegenthaler die Fakten vor Augen führen: «150’000 bis 200'000 Arbeitnehmende sind gegenwärtig in Kurzarbeit. Diese Zahl ist damit immer noch anderthalb mal höher als auf dem Höhepunkt der Finanzkrise.»

Die Kurzarbeit, mit der die negativen Corona-Effekte während der Krise abgefedert wurden, zog zu Beginn des Jahres wegen den vom Bund im zweiten Corona-Lockdown ergriffenen Massnahmen bekanntlich an. Nach dem Rückgang im März und April ging die Kurzarbeit auch im Monat Mai, zu dem nun aktuelle Zahlen vorliegen, erneut zurück. In diesem Monat waren 257'467 Personen von Kurzarbeit betroffen, das waren gut 15 Prozent weniger als im Monat davor. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatte für fast 900'000 Menschen Kurzarbeit gegolten. (SDA)

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