Weiterbildung als Chance für die WorldSkills-Teilnehmer
So wird die Lehre zum Goldweg

In diesen Wochen beginnt für zahlreiche junge Schweizerinnen und Schweizer die Lehre. Sie wissen: In den Ausbildungsjahren wird keiner reich. Aber sie können Grundlage für grosse Karrieren sein. Gerade in der Schweiz – dank unserem dualem Berufsbildungssystem. Wir zeigen am Beispiel der WorldSkills-Teilnehmer, wieviel Lehrlinge in der Schweiz verdienen, was bei Berufseinsteigern auf der Lohnabrechnung steht. Und was nach einigen Weiterbildungen drinliegt.
Publiziert: 11.08.2017 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:15 Uhr
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Bekleidungsgestalterin (Flurina Rüesch): Lehre: 880.- / Lohn: 4133.- (GAV, Herrenfach, Ortsklasse 2 für St. Gallen) / mögliche FH-Weiterbildung: Bachelor of Arts in Produkt- und Industriedesign (Erklärungen zum Datenmaterial am Ende des Textes. Die aufgeführten Löhne entsprechen nicht zwingend jenen der WorldSkills-Teilnehmer)
Gelernter Anzugsverkäufer: Calvin Klein baute ein Mode-Imperium auf - ganz ohne Studium.
Foto: Dukas

Die Schulbank haben sie fast alle mal gedrückt, die grossen Modedesigner der Welt. Zum Beispiel der Unterhosen- und Jeans-Macher Calvin Klein (74). Seine Karriere begann in der High School of Art and Design in New York. Danach war er ein ganz normaler Lehrling in einem Anzugsgeschäft. Einen Uni-Abschluss hatte er nie. Bis er 2003 – längst Millionär – Ehrendoktor wurde. Und das alles dank Unterhosen.

Solche Karrieren sind der Traum unzähliger junger Schneider und Bekleidungsgestalterinnen weltweit. Eine von ihnen ist Flurina Rüesch (20) aus St. Gallen. Sie vertritt die Schweiz im Oktober bei den WorldSkills in Abu Dhabi im Beruf Bekleidungsgestalterin. Ihr Atelier «feh costumes sur mesure» ist (noch) nicht so bekannt wie Calvin Klein. Der Lehrlingslohn in der Branche war ein Bruchteil des Bruchteils eines Einkommens von Calvin Klein. Der Berufsverband empfahl für Lehrlinge im dritten Ausbildungsjahr zuletzt einen Lohn von 880 Franken.

Viele Wege der Weiterbildung

Für Flurina Rüesch - die wie alle WorldSkills-Teilnehmer die Lehre mittlerweile abgeschlossen hat - stehen vorderhand die Berufswettkämpfe im Emirat im Mittelpunkt. Danach will sie sich «auf diesem Beruf noch weiterbilden, um mein eigenes Geschäft weiter aufbauen zu können». Dank des dualen Berufsbildungssystems der Schweiz stehen Rüesch nämlich alle Wege offen. Sie kann über die höhere Fachprüfung diplomierte Fashiondesignerin werden. Oder an der Fachhochschule Produkt- und Industriedesign studieren, wie es zahlreiche Stars der Branche gemacht haben. So wird die Lehre zum (potenziellen) Goldweg. Wenn man denn das Talent und den Willen dazu hat.

Aufstiegschancen gibt es auch in Branchen wie der Elektro-Installation. In diesem Beruf heisst der Schweizer WorldSkills-Teilnehmer Beat Schranz (21), er kommt aus Adelboden BE. Sein kurzfristiger Vorteil gegenüber der Bekleidungsgestalterin: Ende Lehre verdient ein Elektroinstallateur normalerweise besser. 1100 bis 1400 Franken sollten es im vierten Jahr sein, so die Empfehlung.

Die Schweizer Berufsnati

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Potenzial Selbständigkeit

Sein Goldweg führt über Diplome (z.B. dipl. Techniker HF Elektrotechnik) oder ebenfalls über die Fachhochschule (Bachelor of Science). FH-Absolventen aus dem Bau- oder Planungswesen verdienen verhältnismässig gut. Das Bundesamt für Statistik (BFS) ermittelte in seiner aktuellsten Absolventenbefragung im ersten Jahr nach Abschluss einen Median-Jahreslohn von 74'100 Franken (Monatslohn: 5700 Franken). Der Schnitt aller Fachhochschul-Bachelors liegt im ersten Jahr bei knapp 5850 Franken. Zwei Zahlen zum Vergleich: Die Berufseinsteiger nach der Lehre müssen mit durchschnittlich rund 1500 Franken weniger Lohn rechnen. Ein Uni-Abgänger verdient laut der BFS-Studie rund 6000 Franken. Nicht bedeutend mehr als ein Fachhochschüler.

Am schnellsten gut verdienen nach der Weiterbildung Absolventen in Technik und IT (Jahreslohn: 80'600 Franken. Monatslohn: 6200 Franken). Am geringsten ist der unmittelbare Effekt im Design.

Doch was die Fachhochschul-Abgänger langfristig aus ihren Diplomen machen, erfasst die Studie nicht. Was, wenn sich Elektro-Installateur Beat Schranz eines Tages selbstständig machen und diese Zahl deutlich übertreffen würde?

Ob er das auch wirklich vor hat, wird die Zukunft weisen. Die Gegenwart nach den WorldSkills heisst zunächst einmal: RS. (tri)

Quellen der Löhne:
Lehrlingslöhne: Empfehlungen der Berufsverbände fürs letzte Jahr der Lehre
Einsteigerlöhne: gemäss Lohnbuch Schweiz 2017

(Die aufgeführten (Lehrlings-)Löhne entsprechen nicht zwingend jenen der WorldSkills-Teilnehmer)

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