Weisse haben in US-Firmen das Sagen
Schwarze Topmanager verurteilen grassierenden Rassismus in Unternehmen

Mit Bekenntnissen von Firmen gegen Rassimus sei es nicht getan. Vier prominente Afro-Amerikaner an der Spitze von US-Konzernen fordern die Topmanager zum schnellen Handeln auf.
Publiziert: 08.06.2020 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2020 um 19:23 Uhr
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Darren Walker, Präsident der Ford Foundation, sagt: «Die US-Unternehmen haben bei der schwarzen Bevölkerung versagt.»
Foto: Zvg
Claudia Gnehm

Für die Schweiz ist der Abgang von Ex-Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam (57), des ersten schwarzen CEO eines Grosskonzerns hierzulande, nicht gerade ein Ruhmesblatt der ethnischen Diversität. Wieviel Rassismus beim Spionagedebakel im Spiel war, ist nicht bekannt. Offensichtlich ein Problem mit Afroamerikanern in Teppichetagen haben die USA. Nach den weltweiten Protesten gegen die Gewalt am Afroamerikaner George Floyd (†46) kritisieren in den USA nun erstmals schwarze Topmanager laut den grassierenden Rassismus in Unternehmen.

In den 500 grössten US-Firmen gibt es gerade mal vier schwarze Konzernchefs. Zwar haben sich wichtigsten Konzerne des Landes letzte Woche mit den Protesten gegen Rassismus solidarisiert. Doch es sind dieselben Firmen, die dazu beitragen, dass Schwarze strukturell diskriminiert werden – indem sie deren Aufstiegschancen untergraben.

Alibiübungen gegen Rassismus haben ausgedient

«Die US-Unternehmen haben bei der schwarzen Bevölkerung versagt», kritisiert Darren Walker (60), der Präsident der Ford-Stiftung und Pepsi-Verwaltungsrat, in der «New York Times». Er ist einer der wenigen Afroamerikaner, die es ins Topmanagement geschafft haben. Obwohl eine Generation von Afroamerikanern die besten Universitäten durchlaufen haben und grosse Talente in die Geschäftswelt eingestiegen sind, seien sie offenbar an eine Mauer geprallt, sagt Walker weiter.

«Die US-Firmen kommen nicht mehr länger davon mit Alibiübungen für Systemprobleme», führt Walker aus, der selber am Wochenende in New York mitprotestierte. Um diese Krise zu überwinden, brauche es strukturelle Lösungen.

Der reichste schwarze Mann Amerikas wiederum, der Investmentbanker Robert F. Smith (57), wurde die letzten Tage mit Anrufen von Topmanagern überhäuft, die ihn fragten, was sie gegen Rassismus unternehmen könnten. «Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht nur Mitleid erlebe, sondern Engagement», sagt er. Die Zustände seien unhaltbar, und Firmenchefs wollten nicht mehr länger zuschauen.

Ohne Rechenschaft kein Fortschritt

Smith' eigene Karriere startete mit einem Praktikum. Das habe sein Leben verändert. Er appelliert an die Firmen, künftig viermal so viele Praktika anzubieten und viele Afroamerikaner und -amerikanerinnen zu berücksichtigen. Diese sollen sie dann mit Mentoren und Sponsoren unterstützen.

Weiter betont Walker: «Firmenleitungen sollten Ziele setzen und Rechenschaft ablegen über Anstellung und Förderung von Afroamerikanern und anderen Minderheiten.» Nur so könnten die US-Unternehmen die Diskriminierung überwinden.

«Polizisten sehen mich als Gefahr»

Ursula Burns (61) ist eine der erfolgreichsten Afroamerikanerinnen in der Businesswelt. Auch die Exxon-Verwaltungsrätin und langjährige Chefin von Xerox, geht mit der Wirtschaftselite hart ins Gericht. Die Wirtschaftsführer seien lange mit dem Strom geschwommen und hätten keine moralische Verantwortung übernommen. Sie führe zwar das Leben einer erfolgreichen Schwarzen. «Aber ich mache mir immer Sorgen, wenn Polizisten in der Nähe sind – sie betrachten mich in erste Linie als eine Gefahr für sich.»

Eine starke Botschaft betreffend George Floyd hat auch der Chef des US-Pharma-Unternehmens Merck, Kenneth Frazier (65): «Der afroamerikanische Mann, der ich oder jeder afroamerikanische Mann hätte sein können, wurde nicht wie ein menschliches Wesen behandelt», sagte er dem Businesssender CNBC. Er verurteilte, dass die Behörden erst nach vier Tagen gegen den Polizeibeamten vorgingen, der George Floyds Tod verursacht hatte.

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