«Wir zünden jeden Tag ein Feuerwerk», heisst es auf der Website der Benninger Guss AG in Uzwil SG. Der Funken ist nun auch auf die Kunden übergesprungen, sie kommen wieder vermehrt zurück nach Uzwil, bestellen ihre Gussteile nicht mehr im weit entfernten China. Dort, wo sie vor Jahren hingingen, um billiger einzukaufen.
Denn im Reich der Mitte wütet das Coronavirus, hat dort viele Betriebe lahmgelegt, weil die Angestellten zu Hause in Quarantäne bleiben müssen. Zudem sind die Transportwege vielerorts unterbrochen. China will die weitere Ausbreitung des Virus mit allen Mitteln verhindern.
Nervöse Kunden
Jetzt sind Schweizer Zulieferer wieder hoch im Kurs, so wie Benninger Guss: «Wir spüren eine wachsende Nervosität bei unseren Kunden aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland», sagt Eric von Ballmoos (59), Geschäftsführer der Giesserei in Uzwil zu BLICK.
Heutzutage haben die grösseren Maschinenbauer, die zu den Kunden von Benninger gehören, nicht mehr alle Teile selbst auf Lager, sondern bestellen diese beim Lieferanten, kurze Zeit bevor sie diese benötigen.
Das funktioniert im Moment mit chinesischen Zulieferern nicht mehr so gut: «Wir haben in den letzten Wochen Aufträge zurückbekommen. Auch solche, die in der Vergangenheit nicht mehr platziert wurden», bestätigt von Ballmoos.
Schnelle Reaktion
Der Vorteil von Benninger Guss: Das Schweizer KMU kann schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren, dank modernster Technologie auch die ausgefallensten erfüllen. Tonnenschwere Einzelanfertigungen rollen aus dem Werk, ebenso wie Kleinserien von Spezialgussteilen.
In der aktuellen Situation spielen der starke Franken und die höheren Produktionskosten nur noch eine untergeordnete Rolle: «Zur Sicherung ihrer Versorgung sind Kunden bereit, auch etwas mehr zu bezahlen», sagt von Ballmoos.
Chance für Schweizer KMU
Ob die Aufträge auch langfristig in Uzwil bleiben, diese Prognose will der Geschäftsführer noch nicht wagen. Sagt aber doch: «Je länger die Corona-Krise andauert, desto mehr Aufträge dürften zurückkommen.» Mehr Jobs gibt es deswegen keine, Benninger Guss kann diese bis auf weiteres mit der bestehenden Belegschaft erledigen.
So wie die Uzwiler Giesserei sind viele Schweizer Mittelständler aufgestellt. Die Benninger Guss AG muss so kein Einzelfall bleiben: «Viele Schweizer Industrie-KMU sind so flexibel aufgestellt, dass sie sehr schnell bei Unterbrüchen in der globalen Wertschöpfungskette in die Lücke springen können», erklärt Jean-Philippe Kohl (53), Chefökonom beim Industrie-Dachverband Swissmem.
Für von Ballmoos geht es aber nicht nur darum, kurzfristig in die Lücke zu springen und den Kunden aus dem Engpass zu helfen. Es geht auch darum, längerfristig ein Zeichen zu setzen: «Wir hoffen damit auch, dass die Wichtigkeit der regionalen schweizerischen und europäischen Zulieferindustrie bei den Kunden wieder an Bedeutung gewinnt.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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