John Cryan, Chef Deutsche Bank, wirbt bei der gut 98000 Mitarbeiter starken Belegschaft um Verständnis für das grosse Aufräumen: «Mir ist klar, dass einige von Ihnen darüber sehr enttäuscht sein werden», verkündet er letzte Woche.
Auch Mitarbeiter und Kleinsparer in der Schweiz sind vom anstehenden Konzernumbau betroffen: Das Management der Deutsche Bank Schweiz spitzt an ihrer hiesigen Vermögensverwaltung herum – sie mistet bei Personal und Kunden aus.
Laut einem Bericht auf dem Finanz-Blog «Inside Paradeplatz» sind alle Kunden in der Schweiz bis zu einem Vermögen von 500000 Franken betroffen. Ihnen werde nahegelegt, das Ersparte anderswo zu parkieren und ihre Konti in der Schweiz zu räumen. Um wie viele Kunden es sich handelt, bleibt ungenannt.
Deutsche Bank dementiert nicht
«Kein Kommentar», sagt ein Sprecher der Deutschen Bank in Frankfurt zu dem Bericht gegenüber Blick.ch. Ein Dementi liegt seiner schriftlichen Stellungnahme aber nicht bei. Laut dem Sprecher fokussiert sich die Bank sehr wohl bei ihren Kundenzielgruppen.
Die Vermögensverwaltung in der Schweiz biete eine umfassende und individuelle Beratung, so der Sprecher. «Dies macht sowohl für den Kunden als auch für die Deutsche Bank ab einem bestimmten Anlagevolumen Sinn.»
Hierbei sei aber nicht die absolute Höhe der Veranlagung entscheidend, sondern die Kundenbeziehung und das Potenzial. Um wen es sich hierbei genau handelt, sagt der Sprecher nicht.
Kleinsparer stehen auf dem Prüfstand
Klar ist: Das Personal für die Kunden- und Vermögensberatung kostet die Bank in der Schweiz eine Stange Geld. Weil der Konzern sparen muss, steht der jeweilige Aufwand für die diversen Kundengruppen auf dem Prüfstand. Offenbar wird jetzt das Messer in einem ersten Schritt bei den Kleinsparern und deren Bankberatern angesetzt.
Laut «Inside Paradeplatz» wird der Standort Zürich (Prime Tower in Zürich West) in der zukünftigen Deutschen Bank keine grosse Rolle mehr spielen.
Klarheit ist frühestens am 29. Oktober zu erwarten. Dann präsentiert Deutsche Bank-Chef Cryan die neue Strategie der deutschen Grossbank. Bereits eine Woche vorher, am 21. Oktober, will die Credit Suisse die Katze aus dem Sack lassen. Auch sie tüftelt unter ihrem neuen Chef Tidjane Thiam an einer neuen Strategie. (uro)