Weil sie Steuern sparen wollen
Bähnler verzichten auf ihr Gratis-GA

Wer mindestens halbtags bei der SBB arbeitet, erhält ein gratis GA. Wegen einer neuen Steuerpraxis, die nächstes Jahr in Kraft tritt, gibt es jedoch zunehmend Anfragen zum Verzicht auf das GA.
Publiziert: 27.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:11 Uhr
Etliche SBB-Angestellte sind gar nicht mehr so scharf auf ein GA.
Foto: RDB
Von Moritz Kaufmann

Darum werden die SBB-Mitarbeiter in der ganzen Schweiz beneidet: Wer beim ÖV-Unternehmen zu 50 Prozent oder mehr angestellt ist, erhält ein GA als Lohnnebenleistung. Anspruch darauf haben laut SBB 28'212 Personen. Die 3820 Kader-Mitarbeiter bekommen sogar das GA für die 1. Klasse. Dieses kostet derzeit 5970 Franken.

Jetzt spielen aber zahlreiche SBB-Angestellte mit dem Gedanken, auf das Gratis-GA zu verzichten. Intern machen sie ihrem Ärger Luft. Sie haben ein Problem, das viele andere Angestellte in der Schweiz nicht einmal kennen.

Ab Anfang nächsten Jahres tritt eine neue Steuerpraxis in Kraft. Und die hat Folgen: Neu müssen nämlich 30 Prozent des GA-Wertes auf dem Lohnausweis versteuert werden. Bei einem 1.-Klasse-GA macht das rund 1800 Franken aus. Dadurch rutschen einige SBB-Kader, aber auch normale Angestellte, in eine höhere Steuerklasse. «Es gibt einzelne Anfragen zum Verzicht aus steuerlichen Gründen. Das effektive Ausmass wird sich aber erst im  Jahr 2016 zeigen», bestätigt SBB-Sprecher Reto Schärli auf Anfrage von BLICK.

Schon jetzt gibt es SBB-Angestellte, die auf das GA verzichten. Oder solche, die Anspruch auf ein 1.-Klasse-GA hätten, aber eines für die 2. Klasse wählen. Der Grund ist die aktuelle Steuerpraxis: Wer 40 Dienstfahrten oder mehr pro Jahr vorweisen kann, erhält das GA unversteuert als ­Deckung für die Reisespesen. Die anderen müssen das GA aber auf ihrer Steuererklärung ausweisen. Wer also privat wenig mit dem ÖV unterwegs ist und beruflich auch nicht Zug fährt, kann heute bei einem Verzicht Steuern sparen. «Rund 50 Prozent der Angestellten profitieren von der neuen Regelung. Und 50 Prozent werden schlechter gestellt», rechnet Schärli.

Peter Moor (59) von der Verkehrsgewerkschaft SEV glaubt, dass die meisten SBB-Mitarbeiter trotz neuer Steuerpraxis nicht auf das GA verzichten wollen. «Es ist immer noch ein hoher Komfort. Deshalb behalten es viele.»

Doch Moor beklagt sich über die strengen Steuerbeamten. «Jeder Mitarbeiter hat von seinem Arbeitgeber eine Vergünstigung in irgendeiner Form. Bei den SBB schauen die Behörden aber genauer hin.» Die Beträge seien hoch und klar ausgewiesen. Eine leichte Aufgabe für Steuerbeamte.

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