Weil sie die IT nach Russland auslagerte?
Schweizer Pharma-Firma holt sich den Virus

Das Unternehmen Acino hat sich den Petya-Computervirus eingefangen. Grund: Es ist im Ursprungsland des Virus, der Ukraine, sehr aktiv. Ein Insider behauptet: Die Firma ist selber schuld, weil sie am falschen Ort gespart hat.
Publiziert: 01.07.2017 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:09 Uhr
Hat sich in der Ukraine mit Petya angesteckt: Der Standort von Acino in Aesch BL.
Foto: Stefan Bohrer
Konrad Staehelin

Sie arbeitet für die Gesundheit der Kunden und hat sich selbst mit dem Virus angesteckt: Die Pharma-Firma Acino mit Hauptsitz in Zürich ist am Dienstag Opfer des weltweit grassierenden Petya-Cyberangriffs geworden. Das Unternehmen mit 1700 Angestellten ist eine von sieben betroffenen Firmen in der Schweiz.

Ein Konzern-Insider, der nicht genannt werden will, sagt zu BLICK: «Alle Computer, welche am Dienstag liefen, haben den Virus eingefangen und können nicht mehr benutzt werden. Die Produktion in Aesch BL steht seit Dienstag still.»

«Wie vor 30 Jahren»

Das Anfrage-E-Mail von BLICK beantwortet die Firma nicht. Ein Anruf bringt Klarheit. «Wir konnten über unsere Computer nicht mehr auf Mails zugreifen», bestätigt Firmensprecherin Ulrike Seminati den Angriff. «Ja, wir haben seit Dienstag technische Probleme.» Die Hacker hätten von Acino Tausende Franken in der Kryptowährung Bitcoin verlangt, um blockierte Daten wieder freizugeben. Man habe aber nichts bezahlt und die Daten trotzdem wiederherstellen können.

Obwohl nichts mehr ging, hätten alle Angestellten weitergearbeitet – nur ohne Computer. «Es war wie vor 30 Jahren. Endlich haben die Leute wieder miteinander geredet.» Den Schaden könne sie noch nicht beziffern.

Den Virus hat sich Acino von den ukrainischen Steuerbehörden eingefangen. Die Ukraine ist das vom Petya-Virus am stärksten betroffene Land. Acino hat rund einen Drittel ihrer Belegschaft, also knapp 600 Personen, dort stationiert.

«Know-how ist weg»

Der Insider ist hässig. Man habe einen grossen Teil der 30-köpfigen IT-Abteilung nach Russland ausgelagert. «Nun ist niemand mehr da, der den Schaden schnell beheben könnte. Das hat man davon, wenn man die Jobs ins Ausland verlagert.»

Sprecherin Seminati widerspricht: «Unsere Leute in Russland sind sehr fit und arbeiten eng mit unserem Team in der Schweiz zusammen. Dass wir ein Opfer des Virus geworden sind, hat andere Gründe.» Welche? «Das wissen wir noch nicht. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, unsere Systeme immer aktualisiert.»

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