Weil nur die Chefs vom Börsengang profitieren
Stadler-Büezer sind sauer auf Patron Spuhler

Als Peter Spuhlers Unternehmen im April an die Börse ging, hat die Teppichetage davon profitiert. Nicht aber die grosse Mehrheit der Angestellten. Darüber macht sich im Thurgau nun Unmut breit.
Publiziert: 13.06.2019 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2019 um 12:56 Uhr
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Vom Stadler-Börsengang im April profitierten Peter Spuhler und die Chefs des Unternehmens.
Foto: Screesnhot SRF

Beim Zugbauer Stadler brodelt es. Wie das Newsportal «Watson» berichtet, sind Mitarbeiter enttäuscht, dass sie vom gelungenen Börsengang im April nicht profitiert haben. Im Unterschied zu den Top-Leuten. Denn insgesamt wurden 170 Kadermitglieder über Nacht Millionäre.

Abgesahnt haben vor allem die Geschäftsführung und der Verwaltungsrat. Die Führungspersonen haben zwischen einigen Zehntausend bis über eine Millionen Aktien zum Start bekommen. Die Folge: Das 1,3-Millionen-Aktienpaket von Verwaltungsrat Christoph Franz (58) etwa war am Ende des ersten Börsentags 56 Millionen Franken wert.

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«Ein Scherbenhaufen»

Immerhin: Wie im Mai bekannt wurde, zahlt Patron Peter Spuhler seinen Büezern 25 Millionen Franken (BLICK berichtete). Ihren Extra-Bonus von bis zu einem Monatslohn bekommen die Angestellten mit ihrem Juni-Lohn ausbezahlt.

Laut «Watson» ein schwacher Trost. Die normalen Mitarbeiter stören sich daran, dass es für sie kein Aktienbeteilungsprogramm gegeben habe. Zudem hätten sie vom Millionensegen der Chefs aus den Medien erfahren müssen. Nino Stuber, «Teamleiter Zahnradersatzteile und -revisionen», greift gegenüber dem Newsportal zu deutlichen Worten. «Spuhler hat einen Scherbenhaufen angerichtet», sagt der Präsident der Personalkommission in Bussnang TG.

Stadler sei zweifellos ein guter Arbeitgeber. Was aber nicht dazu passe, sei Kommunikation und das Verhalten rund um den Börsengang. Im April hätten die Personalkommissionen an verschiedenen Standorten das Gespräch mit der Geschäftsleitung gesucht. Grund: Die Unzufriedenheit in der Belegschaft.

Entschuldigung hat es in sich

Stadler war aber schneller. So hat sich Spuhler vor der Belegschaft Ende April entschuldigt. Dafür aber, dass die Angestellten aus den Zeitungen besser informiert waren als vom Unternehmen selbst, machte er die Medien verantwortlich. Eine Enttäuschung für die Personalkommissionen. Sie fordern Verbesserungen bei der Kommunikation, so wie es sich für ein börsenkotiertes Unternehmen gehöre. 

Bei Stadler verteidigt Kommunikationschefin Marina Winder ihr Vorgehen. Zum einen begründet sie die fehlende Kommunikation mit den Börsenvorschriften. Einzelne Gruppen, auch wenn sie Mitarbeiter sind, dürfen nicht vor dem Rest der Öffentlichkeit informiert werden. Zum anderen gäbe es das Aktienbeteiligungsprogramm schon 13 Jahre.

Bonuszahlungen grosszügig oder ein Butterbrot?

Und wie kam es zu den Bonuszahlungen? Laut Winder waren diese von Spuhler von Anfang an so geplant. Eine andere Meinung vertritt Stuber. Er glaubt, dass erst der Unmut der Mitarbeiter Spuhler zu den Zahlungen gebracht habe.

Auch zur Höhe der 25 Millionen hat der Personalvertreter eine Meinung. Es sei grosszügig. Relativiere sich aber im Vergleich zu den 1,5 Milliarden Profit, die Spuhler aus dem Börsengang geschlagen hat. Dann seien 25 Millionen so viel wie 100 Franken. «Es ist also in etwa, wie wenn man einmal weniger mit der Frau essen geht und dieses Geld stattdessen weitergibt.» Möglicherweise kommen Mitarbeiter in Zukunft aber zu günstigeren Aktien. Ein entsprechender Plan werde geprüft, so Winder.

Das sagt Stadler Rail

Stadler Rail legt Wert auf die Feststellung, dass sich Peter Spuhler nicht vor den Mitarbeitern entschuldigt hat, dass diese über die Medien vom Börsengang erfahren hätten. Spuhler habe nach der persönlichen Mitarbeiterinformation anlässlich des Börsengangs von den Angestellten mehrere Hundert «sehr positive Reaktionen», viele auch per E-Mail, erhalten. «Darunter war keine einzige negative Rückmeldung», sagt Kommunikationschefin Marina Winder zu BLICK.

Und: «Peter Spuhler hat den Mitarbeitenden erklärt, weshalb es im Vorfeld des Börsengangs nicht möglich war, über diese Pläne im Detail zu informieren. Dies wird leider auch in Zukunft der Fall sein. Bei kursrelevanten Informationen verlangt das Börsenrecht, dass alle Marktteilnehmer, auch die Mitarbeiter, gleichzeitig informiert werden. Es lässt keine Vorab-Information an einzelne Gruppen zu. Bislang haben wir immer die Mitarbeitenden mindestens einen halben Tag im Voraus informiert, dies ist nun leider nicht mehr möglich», schreibt die Medienstelle. (jfr)

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