Weil der Nahrungsmittelmulti Nestlé sich bei Preisverhandlungen stur stellte, greift Coop zum Druckmittel Parallelimport. BLICK weiss: Es geht um hierzulande überteuertes Katzenfutter der Marke Felix von der Nestlé-Tochterfirma Purina Petcare.
Bereits ab Montag stehen deshalb diverse Felix-Katzenfutter in den Regalen, die von Dritthändlern im Ausland stammen. Und die von Coop gezielt am Nestlé-Konzern vorbei beschafft wurden. Davon merken die Kunden in den über 800 Verkaufsstellen nichts. Der tiefere Verkaufspreis dürfte aber spätestens an der Kasse auffallen.
Zum Beispiel: Felix Sensations Fisch in Gelee (12 x 100 g) kostet mit 7.95 statt 9.95 Franken plötzlich zwei Franken weniger. Für Felix Sensations Fleisch in Sauce (24 x 100 g) zahlen Kunden neu 14.95 Franken. Das sind drei Franken weniger als zuvor, rund zwei Franken weniger als im Fachmarkt Fressnapf oder ein Franken weniger als bei Qualipet. Coop sagt, der Preisabschlag von 20 Prozent sei dank besserer Beschaffungspreise im Ausland möglich.
Denner ist billiger, obwohl Discounter bei Nestlé einkauft
Interessant: Das Felix-Katzenfutter beim Discounter Denner (12 x 100 g) ist mit 7.85 Franken sogar noch zehn Rappen günstiger als der neue Coop-Preis – auch ohne Parallelimport. «Dieser ist nicht nötig», sagt Sprecher Thomas Kaderli. Er versichert: «Denner bezieht diese Produkte immer noch aus der Schweiz.»
Coop-Vizechef Philipp Wyss (51) regt sich umso mehr über seine Nestlé-Katzenfutter-Preise auf. «Unser Einkaufspreis ist doppelt so hoch wie der Verkaufspreis in Deutschland. Das akzeptieren wir nicht», sagt er zu BLICK. «Zumal das Futter ja nicht in der Schweiz produziert wird.»
Gemäss Nestlé-Angaben wird es in Europa produziert, auch in der Grossfabrik in Bük (Ungarn). In Deutschland bekommt man das 12er-Pack Katzenfutter von Felix übrigens für 3.79 Euro (4.40 Fr.)
Für Nestlé lohnt sich Tierfutter mehr als Wasserverkauf
Tiernahrung ist für Nestlé lukrativ. Das zeigen die Zahlen des Marken-Giganten. Keine Produktekategorie schafft eine bessere Gewinnspanne als Heimtiernahrung. Der Konzern setzt mit Katzen- und Hundefutter weltweit 12,1 Milliarden Franken um. Das ist deutlich mehr als mit Wasserprodukten wie San Pellegrino oder Süsswaren (KitKat).
Kein Wunder: Heimtiernahrung gehört für Nestlé-Chef Mark Schneider (52) zu den Wachstumspfeilern seines Konzerns. Die Bereitschaft der Menschen, Geld für Haustiere auszugeben, sei bedeutend, frohlockte er vor Investoren.
Zahlen zum Schweizer Markt gibt Nestlé nicht heraus. Zusammen mit dem US-Konzern Mars (Whiskas, Sheba) beherrschen die Westschweizer die Katzenfutter-Regale hierzulande. Coop lag in der Vergangenheit auch schon mit Mars im Preisstreit und verbannte darum einige Produkte aus dem Regal. Mars lenkte ein, senkte die Preise um bis zu 16 Prozent gemäss Coop.
Vom Katz-und-Maus-Spiel profitieren Konsumenten
Die aktuellen Streitigkeiten mit Nestlé dürften andauern: Coop will mit den Parallelimporten so lange weitermachen, bis der Konzern einlenkt und die Preise senkt. Nestlé wollte sich dazu nicht äussern. Eine Sprecherin verwies lediglich auf höhere Kosten in der Schweiz, zum Beispiel für Werbung oder den begehrten Regalplatz beim Detailhändler. Diese verteuerten importierte Produkte.
Das Katz-und-Maus-Spiel sollte Kunden egal sein. Sie profitieren davon, dass Coop Nestlé beim Katzenfutter jetzt die Krallen zeigt.