Ob die Konsumenten nun tatsächlich allergisch sind oder nicht – Fakt ist: Immer mehr kaufen allergenfreie Produkte. Detailhändler wie Coop und Migros machen damit ein gutes Geschäft. 70 Millionen Franken setzte die Migros letztes Jahr damit um, bei Coop waren es gar 135 Millionen.
Kein Wunder: Laut einer Studie des Aha-Allergiezentrums Schweiz und Coop hat jeder Vierte eine Lebensmittelunverträglichkeit. «Vor 100 Jahren war es noch jeder Hundertste», sagt Georg Schäppi, Autor der gestern präsentierten Studie.
Die wenigsten sind wirklich Allergiker
Das hat Folgen: «Wir verkaufen heute achtmal mehr laktosefreie Milch als noch vor fünf Jahren», sagt Roland Frefel, Leiter Frischprodukte beim Grossverteiler Coop.
Bloss: Nur die wenigsten dieser Allergiker haben eine ärztliche Diagnose. Bei Laktose haben nur fünf Prozent eine ärztlich diagnostizierte Intoleranz. Sie vertragen also keinen Milchzucker. Gluten, ein Eiweiss in einigen Getreidesorten, vertragen sogar nur zwei Prozent nicht. Trotzdem sind die Regale voll mit allergenfreien Produkten, die Händler wollen das Sortiment noch ausbauen.
Kampagne gegen Ernährungsirrtümer
Die Milchwirtschaft beobachtet diesen Boom mit einer gewissen Skepsis. Denn: Der Pro-Kopf-Konsum von Milch sinkt, der Absatz von Milch-ersatzprodukten wie Soja- oder Reisdrinks steigt.
Der Milchvermarkter Swissmilk schaltet deshalb Infokampagnen zum Thema Laktoseintoleranz. Es gebe viele falsche Selbstdiagnosen. Die Milchindustrie schickt die Konsumenten zum Arzt. Sie sollen ihre Beschwerden medi-zinisch abklären zu lassen.
«Wenn Sie den Eindruck haben, der Milchzucker sei für Ihre Beschwerden verantwortlich, wenden Sie sich am besten an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt», heisst es in einer Infobroschüre.
Man wolle Ernährungsirrtümer aus der Welt schaffen, heisst es bei Swissmilk. Denn: «Pflanzenmilch ist kein Ersatz für Kuhmilch», sagt Sprecherin Barbara Paulsen zu BLICK.