Weil gespart wird
Postauto stoppt Mio-Projekt mit digitalen Haltestellen

Die Post-Tochter Postauto AG hat entschieden: Wegen ungenügender Wirtschaftlichkeit und mangelnder Nachfrage stoppt das Unternehmen das zweijährige Pilotprojekt mit elektronischen Fahrplänen für 14’000 Haltestellen.
Publiziert: 03.02.2016 um 18:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 19:05 Uhr
Im Test der Postauto AG: Elektronische Fahrplan-Anzeige als sogenanntes DynPaper.
Ulrich Rotzinger

Seit rund zwei Jahren testet die Postauto AG die digitale Haltestelle. Zukünftig sollte der Fahrgast den Fahrplan nicht mehr auf Papier, sondern in elektronischer Form ablesen können. Das sogenannte DynPaper – ein elektronisches Riesendisplay – sollte den jeweiligen Fahrplan sogar in Echtzeit abbilden. Solarzellen auf den Haltestellen sollten die nötige Energie liefern – CO2-neutral!

Postauto AG fällte negativen Entscheid

Doch daraus wird nichts. Die Postauto AG hat den Entscheid gefällt, das Projekt nicht weiter zu entwickeln, wie Postauto-Sprecher Urs Bloch gegenüber BLICK bestätigt. «Grund dafür ist die ungenügende Wirtschaftlichkeit aufgrund fehlender Nachfrage.» Sei es von den Bestellern, sprich den Kantonen, oder von anderen Transportunternehmen, so Bloch. 

Die im Versuch erzielten Erkenntnisse seien allerdings durchwegs positiv ausgefallen, sagt Bloch. Er zählt auf: hohe Kundenakzeptanz, gute Lesbarkeit, auch bei direkter Sonneneinstrahlung, einwandfreie Funktionalität bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit, kurzfristige Kundeninformation funktionierte.

16 Test-Haltestellen werden abgebaut, 4 bleiben

An 20 Haltestellen in den Kantonen Wallis, Bern, Graubünden und St. Gallen testete die Postauto AG solche Displays, drei davon bildeten den jeweiligen Fahrplan in Echtzeit ab. Kunden wussten also genau, ob das Postauto pünktlich ist – oder ob mit Verspätungen zu rechnen ist. Vor allem in Berggebieten, wo es oft Ausnahmen und Abweichungen vom Sollfahrplan gibt, hat das Vorteile. Allfällige Verspätungen konnten auf dem DynPaper umgehend abgelesen werden.

Auch die Postauto AG versprach sich Vorteile: Bei einem flächendeckenden Einsatz der Displays an bis zu 14’000 Haltestellen im Land würden jährlich 100’000 Fahrzeugkilometer von Postauto-Angestellten entfallen. Sie müssten jeweils zu Beginn des Fahrplanwechsels die Papierfahrpläne auswechseln, rechnete die Posttochter vor.

Umrüstung aller Haltestellen hätte 35 Millionen gekostet

Die Kosten für die Umrüstung von rund 10 Haltestellen haben Projektbeteiligte in der Vergangenheit auf 20’000 bis 30’000 Franken beziffert. Hochgerechnet auf die 14’000 Haltestellen im Land hätten die Ausgaben gegen 35 Millionen Franken betragen. Postauto-Sprecher Bloch will auf die Ausgaben für das Projekt nicht eingehen: «Über die Projektkosten machen wir aus Konkurrenzgründen keine Angaben», wehrt er Nachfragen ab.

Übrig bleiben vom Pilotprojekt sollen vier Haltestellen «zu Demonstrationszwecken». «Die restlichen Anlagen werden jetzt wieder abgebaut», sagt Postauto-Sprecher Bloch.

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