Im Juli hat BLICK die Geschichte von Thomas Assfalk (63) erzählt. Nach 16 Jahren hat der Gastrolieferant Saviva – eine Migros-Tochter mit Sitz in Regensdorf ZH – den Chauffeur und Logistiker auf die Strasse gestellt. Kurz vor der Pensionierung. Mitten in der Corona-Krise.
Nun haben sich erneut verzweifelte und wütende Mitarbeiter von Saviva bei BLICK gemeldet. Ende August wurden 25 weitere Kündigungen ausgesprochen. «Darunter auch ein Arbeiter, der über 30 Jahre im Betrieb tätig war. Er ist über 50 und wird in dem Alter so schnell keinen Job mehr finden», sagt ein Betroffener.
«Das ist schon die dritte Kündigungswelle», sagt er. Sein Verdacht: «Migros will Saviva fit machen für den geplanten Verkauf und trennt sich deshalb von möglichst vielen Angestellten.» Kurz: «Die Migros räumt auf.»
«Jeder hat Angst, dass er der Nächste ist»
Am 26. Juni hatte der orange Riese bekannt gegeben, sich von Saviva trennen zu wollen. Die Suche nach neuen Eigentümern im Gastro-Zustellgrosshandel laufe. «Verschiedene Optionen werden geprüft, die Details sind in Ausarbeitung», hiess es in der Migros-Mitteilung.
BLICK trifft einen Saviva-Chauffeur auf einer Raststätte. «Die Stimmung im Unternehmen ist schlecht. Jeder hat Angst, dass er der Nächste ist, der den blauen Brief bekommt», sagt er. Und: «Mit dieser grossen Ungewissheit im Rücken können wir unsere Arbeit nicht mehr richtig erledigen. Der Druck ist so gross. Die meisten meiner Kollegen müssen mit ihrem Lohn ihre Familien durchbringen.»
«Gezwungen, schmerzliche Massnahmen zu ergreifen»
Die Migros bestätigt auf Anfrage die Recherchen von BLICK. Mit dem geplanten Verkauf von Saviva hätten die Entlassungen aber nichts zu tun. Sondern mit den «enormen Auswirkungen der Pandemie auf die Gastrobranche», wie ein Migros-Sprecher sagt. «Wegen des starken Rückgangs des Gastro-Geschäfts ist Saviva gezwungen, schmerzliche Massnahmen zu ergreifen.» Diese würden leider auch einen Stellenabbau leider unumgänglich machen.
Die Corona-Krise habe der Gastronomie-Branche in der ganzen Schweiz schwer zugesetzt, die Aufträge seien stark zurückgegangen. «Eine Erholung ist leider nicht sichtbar», so der Sprecher weiter. Die betroffenen Mitarbeitenden seien selbstverständlich persönlich über die Kündigung informiert worden.