Die Schweizer Bergbahnen balgen sich um die Kunden. Mit allen Mitteln – bis hin zu Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht.
Im Kern gehts beim Streit um die Auslegung, welche Bahnen man mit dem Swiss Travel Pass gratis benutzen darf. Dieser ist ein Generalabonnement für Touristen: Für drei Tage kostet er 232 Franken, für 15 Tage 513 Franken. Grundsätzlich kann man damit die gleichen Verkehrsmittel gratis benutzen, die auch im normalen GA inbegriffen sind.
Das bedeutete lange: Bahn, Bus, Tram und Schiff sind gratis, Ausflüge mit den Bergbahnen kosteten extra. Teilweise gabs jedoch Rabatt dafür.
«Sie machen den Markt kaputt»
Ausnahme seit gut einem Jahr: die Schilthornbahnen im Berner Oberland und die Stanserhorn- und die Brunnibahnen in der Zentralschweiz. Während GA-Besitzer dort weiterhin draufzahlen müssen, fahren Ausländer mit dem Swiss Travel Pass in der Tasche gratis.
Dafür erhalten die Bergbahnen für jede Fahrt mit dem Touristen-GA eine Abgeltung. Diese ist aber bei weitem nicht so hoch wie der Preis, den Touristen ohne Swiss Travel Pass bezahlen müssten.
«Das Dumpingangebot unserer Mitbewerber macht den Markt kaputt», nervt sich Urs Kessler, Direktor der Jungfrau-Bahnen, in der «Ostschweiz am Sonntag». Die Touristen wären bereit, zu bezahlen. «Doch wenn es ein Gratis-Angebot gleich um die Ecke gibt, ist es klar, dass sie dieses nutzen.»
Doch die Konkurrenz schnödet nicht nur. Sie hat innerhalb der Tarifgemeinschaft Direkter Verkehr Schweiz, die die Aktionen des Swiss Travel Pass koordiniert, auch gehandelt: Im Sommer entschied diese, den Schilthorn-, den Stanserhorn- und den Brunnibahnen das Gratis-Angebot zu verbieten.
Allerdings beurteilte das Bundesamt für Verkehr dies im November als unzulässig und hob den Beschluss auf.
Jetzt machen noch mehr mit
Ende der Fahnenstange? Noch lange nicht! Die Tarifgemeinschaft hat Rekurs beim Bundesverwaltungsgericht dagegen eingelegt.
Bisher scheinen Schilthorn-, den Stanserhorn- und den Brunnibahnen von ihrem Ausscheren profitiert zu haben. Die «Ostschweiz am Sonntag» schreibt, dass bis vergangenen August 40'000 zusätzliche Touristen auf das Schilthorn reisten.
Dort versteht man die Aufregung sowieso nicht: Die Tarifgemeinschaft habe anfangs noch überhaupt kein Problem damit gehabt, dass man Gratisfahrten für Swiss-Travel-Pass-Besitzer angeboten habe, sagt Christoph Egger, Direktor der Schilthorn-Bahnen. «Ich verstehe deshalb nicht, weshalb man nun plötzlich so aggressiv gegen uns vorgeht.»
Er sagt zudem: «Wenn weitere Unternehmen beim Tarif mitmachen wollen, sollen sie das tun. Der Kuchen ist genug gross für alle.» Und tatsächlich: Die Titlisbahnen, die Jungfraubahnen sowie die Zermatt-Bergbahnen haben bei der Tarifgemeinschaft schon ein Aufnahmegesuch gestellt, um bald auch Geld dafür zu erhalten, dass sie das Touristen-GA für Gratisfahrten akzeptieren.