Der Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ) hat vor wenigen Tagen bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine Anzeige gegen Visa und Mastercard eingereicht. Dies geht aus Dokumenten hervor, die dem «Tages-Anzeiger» vorliegen. In der Interessengruppierung VEZ sind unter anderem Migros, Coop und Gastrosuisse vertreten.
Der Anlass dafür ist eine in diesen Tagen eingeführte Preiserhöhung von Visa. Die Gebühren, die Schweizer Händler an die Kreditkartenfirmen bezahlen, steigen deutlich, wenn Kunden Bezahlkarten aus dem EWR-Raum benutzen. Offenbar werden die Tarife – zumindest teilweise – verdoppelt!
Die Schweizer Händler haben die neuen Tarife zum Anlass genommen, die Kosten unter die Lupe zu nehmen, die beim Bezahlen mit ausländischen Karten von Visa und Mastercard entstehen. Die Gebühren von Visa gleichen sich laut einer Auswertung des VEZ denjenigen von Konkurrent Mastercard an. Der Schluss liege nahe, dass die beiden Unternehmen ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzen, heisst laut «Tages-Anzeiger» in der Anzeige.
Weitere Tariferhöhungen befürchtet
Die Schweizer Händler fürchten, dass Visa und Mastercard die Gebühren zukünftig weiter erhöhen könnten. Laut dem Bericht heisst es in der Anzeige der Detailhändler: «Der einzige Ausweg der Kartenakzeptanten ist es, entweder eine Schmälerung der eigenen Marge hinzunehmen» oder die höheren Kosten «durch generelle und für alle Kunden geltende Preiserhöhungen weiterzugeben».
Heute werden rund 12 Prozent aller Zahlungen in der Schweiz mit Karten aus dem EWR-Raum abgewickelt. Ihr Anteil wächst. Die Detailhändler gehen daher davon aus, dass alleine Visa acht Millionen Franken pro Jahr mehr einnimmt – Tendenz steigend. Die Zeche zahlen die Konsumenten.
Für die Händler gibt es zudem keinen unmittelbaren Anlass für den Aufschlag. Bei Mastercard und Visa stünden keine bedeutenden technischen Neuerungen an. Im Gegenteil: Weil in der EU die Tarife für ausländische Kartenzahlungen gesunken sind, sehen sich die Detailhändler in der Schweiz noch stärker benachteiligt. Der VEZ geht laut «Tages-Anzeiger» davon aus, dass die Schweizer Händler pro Jahr rund 100 Millionen Franken Gebühren weniger bezahlen müssten, wenn für sie die gleichen Tarife wie für EU-Händler gelten würden.
Alter Streit neu entflammt
Ein jahrelanger Streit zwischen den Schweizer Händlern und den internationalen Kreditkartenfirmen flammt damit neu auf. Die Schweizer Händler, Banken und die Bezahlindustrie einigten sich vor mehr als vier Jahren auf einen von der Wettbewerbskommission vermittelten Kompromiss. Laut dem Bericht sind die Kosten der Händler für das Bezahlen mit Kreditkarten danach bis ins Jahr 2017 schrittweise gesunken. Als Gegenleistung verpflichteten sie sich, keinen Aufschlag von ihren Kunden zu verlangen, die mit Kreditkarte bezahlen.
Damit sollte der Handel um 50 bis 60 Millionen Franken pro Jahr entlastet werden. Und die Kunden hatten den Vorteil, nicht mehr darauf achten zu müssen, wie sie etwas bezahlen – ob mit Karte, bar oder per Rechnung: Für die Konsumenten kostet alles gleich viel. (zas)