Peter Forrer (72) aus Thalwil ZH ist sauer auf die Swisscom. Seit acht Jahren telefoniert er über den Telekomanbieter. Mit einem Prepaid-Abo für sein Handy. Ganz bewusst. «Ich telefoniere nie länger als zwei bis drei Minuten», sagt er. Er brauche kein teureres Abo.
Seit kurzem weiss er, dass er jahrelang zu viel bezahlt hat. Bemerkt hat er es per Zufall. «Ich habe mit einem Nachbarn telefoniert. Plötzlich ist die Verbindung abgebrochen», erinnert er sich. Der Grund: Sein ganzes Prepaid-Guthaben von 21 Franken war aufgebraucht.
Kein Wunder! Die Swisscom verrechnet Forrer einen Uralt-Tarif von 85 Rappen pro Minute. Einen Tarif, den es längst nicht mehr gibt. Zum Vergleich: Heute kostet bei einem vergleichbaren Abo die Sekunde noch einen Rappen. Ab einer Minute telefoniert man gratis. Forrers Anruf hätte also 60 Rappen gekostet. Und nicht stolze 21 Franken!
«Ich bin überzeugt, dass ich nicht der Einzige bin, dem das passiert: Da werden viele ältere Leute über den Tisch gezogen!» Wie viele Kunden noch die alten Prepaid-Tarife bezahlen, will Swisscom nicht sagen.
Carlo Iellamo (31) vom Beratungsunternehmen Telekomzentrum dagegen spricht Klartext. «Es kann sehr gut sein, dass mehrere Hunderttausend Kunden zu viel bezahlen», schätzt er.
Forrer hat sofort reklamiert. Nach langem Hin und Her wurde er von der Swisscom mit läppischen zehn Franken abgespeist. «Man sagte mir, ich hätte sehen müssen, dass es billigere Verträge gibt», erinnert er sich. «Wenn es darum geht, die Preise zu erhöhen, machen es sich die Firmen zu einfach. Das ist Abzockerei!», schimpft Forrer.
Die Swisscom wehrt sich. «Wir informieren alle Prepaid-Kunden in erster Linie per SMS über neue Tarife und die Möglichkeit zu wechseln», sagt Sprecher Olaf Schultze.
Briefe würden keine mehr versendet, weil die oft nicht ankommen würden. Comparis-Telefonexperte Ralf Beyeler (37) ist überzeugt, dass Forrer ein solches SMS bekommen hat. Gibt aber zu bedenken: «Die Frage ist, wie verständlich das für den durchschnittlichen Kunden ist.»
Die Swisscom weist die Beschuldigung, sich an der älteren Kundschaft zu bereichern, weit von sich. «Diesen Vorwurf können wir nicht nachvollziehen.»
Sara Stalder (48), Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, kennt das Problem. «Es ist ein Klassiker, wir bekommen immer wieder entsprechende Reklamationen», sagt sie. «Die Firmen ködern Neukunden mit lukrativsten Angeboten. Die treuen Kunden aber werden nicht einmal über neue, günstigere Tarife informiert. Für die Telekomfirmen sind sie einfach nur Goldesel!»