Manchmal beginnt eine Karriere in dem Moment, in dem man dem Berufsberater zuhört und ihm auch glaubt. Irina Tuor (20) aus Brigels GR wollte eigentlich in die Gastronomie gehen, vielleicht die Hotelfachschule machen. Der Berater fand jedoch, sie solle doch auch mal in ein Krankenhaus schnuppern gehen. Sie tat es.
Zuerst in Ilanz, dann im Kantonsspital Graubünden in Chur, wo sie die Lehre abgeschlossen hat und immer noch arbeitet. Heute ist sie Schweizer Meisterin im Beruf Fachfrau/-mann Gesundheit (meist FaGe genannt) und wird an den WorldSkills in Abu Dhabi nächsten Monat um den Weltmeister-Titel kämpfen. Tuor sagt: «Mir war immer klar, dass ich gerne einen Beruf lernen möchte, in dem ich mit Menschen zusammenarbeite», sagt sie. Als FaGe sei sie «näher am Menschen» als in Restaurant oder Hotel. «Du siehst jeden kleinen Fortschritt.»
«Man steht und läuft den ganzen Tag»
Nun, nach drei Jahren Lehre, findet sie, die Arbeit habe sie «stärker gemacht», gefestigt. Schliesslich sind die Belastungen bei der Arbeit im Spital gross. Nicht nur psychisch aufgrund des Miteinanders mit Kranken oder Verletzten. Sondern auch körperlich: «Man steht und läuft den ganzen Tag lang. Nach den ersten Schichten hatte ich damals Muskelkater», lacht Tuor. Aber: Man gewöhne sich daran.
Nun stellt sie sich einer zusätzlichen Belastung, jener einer Berufs-WM. Dabei scheint die soziale Tätigkeit einer – so der längst nicht mehr gültige Begriff – «Krankenschwester» weit entfernt von Berufssport. Wie soll man überhaupt messen, welche FaGe die beste der Welt ist? Irina Tuor gibt zu, dass es in ihrem Fall etwas schwierig ist: «Bei uns gibt es nun mal kein Endprodukt, das man anschauen und bewerten kann.» Schweizer Meisterschaften gibt es erst seit ein paar Jahren. Gearbeitet wird an solchen Anlässen mit Schauspielern, die Patienten mimen.
Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.
Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.
Entscheidung beim Zähneputzen?
Entscheidend sind beim Wettkampf die Zwischentöne. «Wie ist die Kommunikation? Wie denkt man mit? Wir erhalten zwar klar Aufgabenstellungen, aber wichtig ist, dass wir dabei die Details im Griff haben. Wenn es etwa heisst, dass man einen Patienten schlafbereit machen soll, denkt man idealerweise daran ihn zu fragen, ob man beim Zähneputzen helfen soll.»
Zweieinhalb Wochen vor Wettkampfbeginn überwiegt die Vorfreude. Die Nervosität werde schon noch kommen, weiss Irina Tuor. Interessantes Detail: Sie ist eine von zwei rätoromanisch sprechenden Mitgliedern des 38-köpfigen SwissSkills-Teams. Eine stolze Rumantsch-Delegation. (tri)