Für manche Investoren wurde der Gang an die Generalversammlung des Rohstoffmultis Glencore zum Spiessroutenlauf. Rund 40 Gewerkschafter und Minenarbeiter aus Afrika, Latein- und Nordamerika säumten den Eingang zum Zuger Casino, wo die Glencore-Führungsspitze zum Stelldichein lud.
Und sie sparten nicht mit martialischen Slogans: «Your money kills!», «Euer Geld tötet!», stand in grossen Lettern auf den Gewerkschaftsbannern. Grund für die harsche Kritik ist das Geschäftsgebaren des Flaggschiffs der Schweizer Rohstoffbranche.
Hungerlöhne und miserables Gesundheitssystem
Die weltumspannende Gewerkschaft Industrieall mit mehr als 50 Millionen Mitgliedern wirft dem Rohstoffmulti vor, «Menschen- und Arbeitsrechte mit Füssen zu treten»: Besonders in Ländern wie der Demokratische Republik Kongo herrschten «katastrophale Sicherheitsbestimmungen, permanente Kündigungsandrohungen und rassistisch motivierte Lohndiskriminierungen», sagt deren Vertreter Adam Lee (46) zu BLICK.
«Sie haben keinen Respekt für die Mineure, die zu Hungerlöhnen unter widrigsten Umständen schuften», sagt Stephen Hunt (63), Gewerkschafter aus Kanada. Paule France Ndessomin (47), Gewerkschafterin aus Südafrika, fordert eine angemessene Gesundheitsvorsorge und anständige Renten für die Mineure und deren Familien.
Konzernverantwortungsinitiative als einziger Weg
Unia-Urgestein Pepo Hofstetter (63) hofft, dass die Protestaktion auch der Konzernverantwortungsinitiative Schub verleiht. Denn sie sei ein wichtiges Instrument, um Konzerne wie Glencore weltweit zur Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten und Umweltschutzbestimmungen zu zwingen.
«Den Vorwurf der Menschenrechtsverletzung weisen wir entschieden zurück», sagt Glencore-Sprecherin Sarah Antenore. Die Einhaltung der Menschenrechte habe für Glencore höchste Priorität.