Weil der Milchpreis zu tief ist
Bauern-Zentrum droht mit «weiteren Suiziden»

Das Bäuerliche Zentrum Schweiz, eine Bauern-Basisorganisation, warnt: Wenn der Milchpreis nicht steigt, nehmen sich noch mehr Bauern das Leben.
Publiziert: 16.01.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:46 Uhr
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Der Milchpreis ist zu tief – mit dramatischen Folgen.
Foto: MARTIN RUETSCHI
Vinzenz Greiner

Es ist bittere Realität. Viele Bauern kommen nicht mehr über die Runden. Die Zahlen zeigen: In den letzten zwanzig Jahren machten pro Jahr über 1300 Betriebe dicht. Weitaus tragischer ist: Einige wissen keinen Ausweg aus ihrer Not und nehmen sich das Leben (BLICK berichtete). Auch dazu gibt es traurige Zahlen. Im vergangenen Jahr setzten alleine im Waadtland acht Bauern ihrem Leben ein Ende.

Jetzt benutzt eine Basisorganisation der Bauern, das Bäuerliche Zentrum Schweiz (BZS), das Suizid-Argument in der Diskussion um den Milchpreis. Das zeigt eine Resolution, die sie gestern verschickt hat, und deren Entwurf BLICK vorliegt.

Empfänger der Resolution ist unter anderen das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), die Branchenorganisation Milch (BOM) und die Schweizer Milchproduzenten (SMP).

Milchpreis viel zu tief

Der Inhalt: «Um weitere Suizide in den Bauernfamilien zu verhindern», solle das BLW Massnahmen zur Einkommensverbesserung vornehmen und Schikanen abbauen. Um das geht es: Seit Jahren ist der Milchpreis im Keller. Derzeit bekommen Produzenten bisweilen nicht einmal 50 Rappen pro Liter A-Milch. Die Milchbauern fordern mindestens 60 Rappen.

«Wenn wir nicht bald den Richtpreis mit den normalen Abzügen bezahlt bekommen, wird es weitere Suizide geben», sagt BZS-Präsident Heinz Siegenthaler (59). Eine üble Drohung? «Nein, eine Realität. Die Situation ist dramatisch.»

Bauernverband zeigt Verständnis

Das gab es so noch nicht: Ein Bauernvertreter bringt das Thema offensiv in die Diskussion. «Es ist wichtig, dass man das Problem auch beim Namen nennt», erklärt Siegenthaler.

Der Schweizer Bauernverband (SBV) zeigt Verständnis. «Dass erstmals eine bäuerliche Basisorganisation die Suizid-Problematik so offen anspricht, ist als Hilferuf zu verstehen», stellt SBV-Präsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter (49) fest. «Dass man dies von bäuerlicher Seite thematisiert, heisst, die Situation muss sehr ernst sein. Und sie ist es.» Viele hätten ihre Substanz und ihre Nerven aufgebraucht.

Das meint BLICK

Geschmacklos!

Wenn Bauern ihr Lebenswerk zerbrechen sehen, wenn sie Zuflucht zum Letzten nehmen und sich selbst – und manchmal auch noch ihre Familie – umbringen, dann ist das schlicht eine Katastrophe. BLICK hat immer wieder über solche Tragödien berichtet.

Aber:
Bauern sind nicht die Einzigen, deren Träume platzen. Auch Angestellte und ­Arbeitslose, KMU-Chefs und Sozialhilfe-Empfänger stehen manchmal vor dem finanziellen und persönlichen Ruin. Nicht nur Bauern bringen sich um.

Soll nun jeder Verband, der ­deren Gruppen vertritt, seine Forderungen mit der Drohung «weiterer Suizide» verbinden? Man nennt das moralische ­Erpressung, und sie hat in po­litischem Lobbyismus nichts ­zu suchen. Was dieses Bauern-Zentrum sich da leistet, ist ­geschmacklos und erfordert schlicht eine Entschuldigung.

Blattmacher: Thomas Ley (thomas.ley@ringier.ch)
Blattmacher: Thomas Ley (thomas.ley@ringier.ch)
Inge Jurt

Geschmacklos!

Wenn Bauern ihr Lebenswerk zerbrechen sehen, wenn sie Zuflucht zum Letzten nehmen und sich selbst – und manchmal auch noch ihre Familie – umbringen, dann ist das schlicht eine Katastrophe. BLICK hat immer wieder über solche Tragödien berichtet.

Aber:
Bauern sind nicht die Einzigen, deren Träume platzen. Auch Angestellte und ­Arbeitslose, KMU-Chefs und Sozialhilfe-Empfänger stehen manchmal vor dem finanziellen und persönlichen Ruin. Nicht nur Bauern bringen sich um.

Soll nun jeder Verband, der ­deren Gruppen vertritt, seine Forderungen mit der Drohung «weiterer Suizide» verbinden? Man nennt das moralische ­Erpressung, und sie hat in po­litischem Lobbyismus nichts ­zu suchen. Was dieses Bauern-Zentrum sich da leistet, ist ­geschmacklos und erfordert schlicht eine Entschuldigung.

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