Es fehlt an allen Ecken und Enden: Frischprodukte gibt es nur noch vereinzelt, Teigwaren und Konserven gehen zur Neige, Zigaretten und Hygieneartikel hat es seit Tagen keine mehr. Die Regale sind leer. Was sich hier in Schweizer Supermärkten abspielt, weckt Erinnerungen an TV-Bilder über die frühere DDR oder an Balkan-Ferien in den 90er-Jahren.
BLICK-Leser sprechen von «unhaltbaren Zuständen», die sich in Schweizer Pam- und Proxi-Supermärkten seit Wochen abspielen.
Zum Beispiel der Quartierladen in Biel BE: «Regale werden in unserem Pam mit Waren gestreckt, um die Lücken zu kaschieren», sagt Stammkunde Daniel K.*. Er berichtet, wie die Filialleitung seit letzter Woche beim Grosshändler Prodega das Nötigste an Waren auf eigene Kasse einkauft, damit der Ladenbetrieb aufrechterhalten werden kann. Das Bier stammt neu von einem Lieferanten aus der Region – «allerdings nur gegen Barbezahlung», wie K. vom Filialleiter erfahren hat.
Wovon K. berichtet, ist kein Einzelfall: Überall weisen die Regale in 75 Pam- und Proxi-Filialen, davon 55 im Wallis, Lücken auf. Für die Belieferung der Filialen mit einem Vollsortiment ist die Bauerngenossenschaft Fenaco verantwortlich. Deren Dorfladen-Kette Volg hatte im Frühjahr 2014 einen Belieferungsvertrag mit Distribution Suisse, der Eigentümerin der 75 Filialen, geschlossen. Weil der Westschweizer Lebensmittelgrossist mit Sitz in Bussigny VD aber seit Januar 2015 die bezogene Ware nicht mehr zahlt, stoppte Volg-Chef Ferdinand Hirsig (59) Ende März die Belieferung.
Distribution Suisse machte in den letzten Jahren immer wieder Schlagzeilen wegen einer angeblichen finanziellen Schieflage. Letztes Jahr baute der Grossist 70 Stellen ab. Die Löhne der Pam-Angestellen sollen öfters nur verzögert ausgezahlt werden. Ist der Grosshändler am Ende? Werden die Pam- und Proxi-Läden verkauft?
Distribution Suisse lässt die Fragen von BLICK unbeantwortet. «Anfang nächster Woche werden wir informieren», lässt die Direktion ausrichten.
Übernimmt Volg nun die 75 Filialen des Lebensmittel-Grossisten? Die Fenaco-Tochter hatte sich letztes Jahr eine Expansionsoffensive in der Westschweiz auf die Fahnen geschrieben. Volg wollte sich dazu nicht äussern. Sprecherin Tamara Scheibli stellte für die kommenden Tage aber weitere Informationen «zum Fall Distribution Suisse» in Aussicht. Scheibli versichert: «Wir würden die Läden weiter beliefern, wenn Distribution Suisse ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommt.» Also die Rechnungen bezahlt. Bis heute sei das aber nicht passiert.