Aldi will sich als Bauernfreund positionieren: Ab heute stehe «schweizweit die erste faire Milch» in den Regalen, verkündet der Harddiscounter. Unter der Marke Fairmilk verkauft er neu den Liter Trinkmilch für 1.49 Franken – das sind 34 Rappen mehr als normale Milch kostet.
Dank dem höheren Preis zahlt Aldi den Bauern 70 Rappen pro Liter – ohne Abzüge. Die Branchenorganisation Milch (BOM) verlangt lediglich einen Richtpreis von 65 Rappen. Eine faire Sache, könnte man meinen.
Die Milchproduzenten-Organisation Big-M sieht das anders. Die Bezeichnung Fairmilk sei eine Täuschung, sagt Präsident Martin Haab (55). «Damit man von einem fairen Preis sprechen kann, müsste der Bauer mindestens 80 Rappen verdienen.»
Bei 70 Rappen komme er auf einen Stundenlohn von zehn Franken. Haab stört, dass Aldi eigenhändig definiert, was fair ist und den Produzenten zusätzliche Auflagen zur Tierhaltung macht. «Das Angebot von Aldi ist vor allem ein guter Marketing-Gag», sagt er.
Aldi kontert
Das lässt der Discounter nicht auf sich sitzen. Aldi-Sprecher Philippe Vetterli kontert: Von der Fairmilk würden Konsumenten, Bauern und Milchkühe profitieren. «Diverse informelle Gespräche in der Branche haben uns in dieser Vorgehensweise bestätigt.»
Coop und Migros wollen die Aktion von Aldi nicht direkt kommentieren. Coop betont aber, dass man den Bauern seit Juli drei Rappen mehr bezahle pro Liter – Emmi, die für Coop Milch einkauft, bezahlt über 55 Rappen. Die Migros hingegen hält fest, dass sie von allen grossen Verarbeitern den höchsten Milchpreis zahlt. Im Mai waren es 57,5 Rappen.