Weihnachts-Wahnsinn
Falsche Geschenke vernichten Milliarden

Nicht für jeden seiner Liebsten hat man eine tolle Geschenkidee. So manches Geschenk landet deshalb im Chübel. Der Ökonom Gerhard Schwarz erklärt warum das ein Problem für die Wirtschaft ist.
Publiziert: 20.12.2015 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 03:48 Uhr
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Beim Schenken geht es um emotionale Werte.
Von Andrea Hohendahl

Geschenke sind dieses Jahr besonders günstig: Es tobt ein regelrechter Rabattkrieg zwischen den Geschäften. Für Spätschenker ein wahres Eldorado. Doch Vorsicht: Wer zu Weihnachten für seine Liebsten ein Schnäppchen ergattern möchte, greift mit grosser Wahrscheinlichkeit daneben. Viele Päckli landen nach der Bescherung im Chübel.

Für Ökonomen sind Geschenke daher ein Graus. In ihren Augen sind sie vor allem eins: eine gigantische Wertvernichtungsmaschine. Gerhard Schwarz (64), Chef des Thinktanks Avenir Suisse, schätzt, dass der Schweizer Volkswirtschaft durch das Schenken Jahr für Jahr einige Hundert Millionen Franken entgehen. «Rund 15 Prozent des Geschenkwerts werden dadurch vernichtet.»

Das ist noch konservativ gerechnet: Dass Geschenke längst nicht so viel wert sind, wie sie im Laden kosten, zeigen Umfragen aus den USA.

Ein Beispiel: Etwas, was im Laden 100 Franken kostet, bewerten Beschenkte gerade mal mit 70 Franken. Ökonomen sprechen dann von einem Wohlfahrtsverlust. Also doch lieber einen Geschenkgutschein? «Ja», meint Schwarz. «Aber hier gilt: Längst nicht alle Bons werden auch eingelöst.» Bei kleineren Geldbeträgen könne der Verlust bis zu 20 Prozent betragen. Wer Gutscheine verschenkt, beschenkt also oft die Händler.

Was soll zu Heiligabend unter den Baum? «Das Geschenk, das dem Beschenkten den grössten Nutzen stiftet, dem Schenkenden aber die geringsten Kosten verursacht», so Schwarz.

Auch ökonomisch betrachtet leuchtet es ein: Je besser man die Person kennt, desto einfacher die Wahl. Socken oder Krawatte werden so eher getragen. Bei entfernten Verwandten empfiehlt Schwarz, Bargeld zu verschenken: «Das lässt ihnen die Wahlmöglichkeit.» Daraus folgt: Geld macht eben doch glücklich. Aber: Beim Schenken geht es vor allem um emotionale Werte. Man müsse sich in den Beschenkten hineinfühlen können. «Spürt dieser, dass man auf seine Bedürfnisse und Gefühle eingeht, wird schnell klar: Der grösste ökonomische Nutzen zu den geringsten Kosten gilt hier nicht», sagt Schwarz. Er bringt es auf den Punkt: «Viel wichtiger ist die Maximierung des Glücksgefühls von Schenker und Beschenkten.»

Und was schenkt der Avenir-Suisse-Chef selbst zu Weihnachten? «Meinen drei Töchtern und meiner Frau schenke ich vor allem Bücher sowie mal ein modisches Accessoire oder Schmuck. In der Vergangenheit gab es auch schon besondere gemeinsame Ferien.»

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