Wegen Zuwanderung und Flüchtlingen
In den Städten wird der Wohnraum immer knapper

Die Wohnungsknappheit spitzt sich weiter zu. In der Schweiz dürfte die Anzahl leerer Wohnungen weiter gesunken sein, stellte die Credit Suisse am Montag in einer Immobilienstudie fest.
Publiziert: 05.09.2022 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2022 um 09:40 Uhr
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In der Schweiz wird derzeit weniger Wohnraum erstellt als in den letzten Jahren.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Verantwortlich für den Rückgang der Leerwohnungsziffer sei einerseits, dass weniger Wohnungen gebaut würden. Andererseits sei die Nachfrage infolge von Wirtschaftswachstum und Zuwanderung stark, schrieb die Credit Suisse.

Die Leerwohnungsziffer dürfte auf rund 1,35 Prozent gefallen sein von 1,54 Prozent im Vorjahr. Das sei der tiefste Wert seit sechs Jahren, hiess es.

Zuwanderung und wirtschaftliche Erholung

Der Wohnungsbau habe 2019 den Zenit überschritten und nehme seither weiter ab. «Insgesamt wurden in den vergangenen zwei Jahren 4800 weniger Wohnungen baubewilligt als in den zwei Jahren zuvor», schrieb die Credit Suisse. Aktuell könnten Bauverzögerungen durch Lieferengpässe und die kräftigen Anstiege der Baupreise den Rückgang temporär noch verstärken.

Das schrumpfende Angebot treffe auf eine wachsende Nachfrage: Gleich mehrere Faktoren, welche die Nachfrage befeuern, kommen aktuell zusammen. «Die kräftige wirtschaftliche Erholung mit fortschreitender Pandemiebewältigung führt zu zusätzlichen Haushaltsgründungen. Besonders die Mietwohnungsnachfrage profitiert ausserdem von einer Zuwanderung, die sich im laufenden Jahr nochmals markant erhöht hat», schrieb die CS.

Zusätzliche Nachfrage wegen Flüchtlingen

Allein in den ersten sechs Monaten seien per Saldo 12'000 Menschen mehr aus dem Ausland gekommen als im gleichen Vorjahressemester. Darin noch nicht eingerechnet seien die über 60'000 Flüchtlinge aus der Ukraine. Diese hätten bisher zwar bei der Nachfrage noch eine untergeordnete Rolle gespielt, weil sie bisher in Unterkünften von Bund und Kantonen sowie bei Privathaushalten untergebracht seien.

«Je länger die Aufenthaltsdauer, desto höher dürfte jedoch die Nachfrage sein, welche die Geflüchteten auf dem Mietwohnungsmarkt zusätzlich generieren», schrieb die CS. Der Bund rechnet damit, dass Ende Jahr zwischen 85'000 und 120'000 Schutzsuchende aus der Ukraine in der Schweiz leben werden.

Bei Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen dürfte die Leerwohnungsziffer der per 1. Juni 2022 auf 0,4 Prozent gefallen sein. Und von den Mietwohnungen stünden noch rund 2,2 Prozent leer (Vorjahr: 2,5 Prozent), schätzt die Studie.

Bauland wird knapp

«In einigen zuvor von Überangeboten geprägten Regionen ausserhalb der Grossagglomerationen darf dieser Rückgang begrüsst werden, während sich in anderen Regionen zunehmend eine Wohnungsknappheit einstellen dürfte», schrieb die Grossbank. Dies zeige sich bereits an steigenden Mietpreisen.

«Der Trend in Richtung Wohnungsknappheit dürfte sich überdies auch über das aktuelle Jahr hinweg fortsetzen, denn noch ist keine Reaktion der Bautätigkeit auszumachen», schrieb die Credit Suisse. Einerseits reagiere das Angebot auf Immobilienmärkten verzögert auf die Nachfrage. Andererseits werde Bauland immer knapper.

In den Grosszentren der Schweiz habe es markant weniger leere Wohnungen, wie Zahlen von Anfang Juni zeigen würden. Besonders kräftig sei das Minus in der Stadt Zürich ausgefallen (-58 Prozent), wo die Leerwohnungsziffer mit 0,07 Prozent ein neues Zehnjahrestief erreicht habe, schrieb die CS.

Es droht Wohnungsnot

Rückgänge um jeweils über 30 Prozent verzeichneten auch die beiden grossen Zentren am Genfersee. Sowohl in Lausanne als auch in Genf liegen die Leerwohnungsziffern damit knapp unterhalb von 0,5 Prozent. Leichte Anstiege bei den Leerwohnungen gab es dagegen in den Städten Bern und Basel, welche mit 0,57 Prozent beziehungsweise 1,19 Prozent die höchsten Leerwohnungsziffern aller Grosszentren aufweisen würden.

«Da keine rasche Reaktion des Angebots zu erwarten ist, droht sich die Marktsituation in den grossen Städten und ihren Agglomerationen in den nächsten Jahren weiter zu verschärfen», erklärte die Grossbank. (SDA/koh)

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