Der Zughersteller Stadler warnt vor russischer Industriespionage in Deutschland. Das Unternehmen befürchtet, dass durch einen Wartungsvertrag Betriebsgeheimnisse an den russischen Konkurrenten Transmash Holding (TMH) gelangen könnten.
Das technische Know-how sei das grösste Kapital des Unternehmens, sagte ein Sprecher von Stadler in der «Welt am Sonntag». «Wir müssen nun fürchten, dass es konträr zu unseren vertraglichen Vereinbarungen in die Hand von Wettbewerbern fällt», erklärte er. «Besonders kritisch sehen wir dabei, dass es sich hier um russische Wettbewerber handelt, die in den europäischen Markt drängen und so Zugang zu geschützter und dem Betriebsgeheimnis unterliegender Technologie erhalten könnten.»
Streckenbetreiber «sieht das nicht so»
Hintergrund ist, dass das britische Eisenbahnunternehmen GoAhead, der künftige Betreiber der Strecke zwischen München und Lindau, die Wartung seiner bei Stadler und Siemens Mobility bestellten Züge an die deutsche Tochtergesellschaft des russischen Konkurrenten TMH vergeben hatte. Für die Instandhaltung der Fahrzeuge baut TMH derzeit ein Depot in Langweid bei Augsburg.
«Wir betrachten die Konstellation in Langweid mit Sorge», sagte der Stadler-Sprecher der Zeitung. Gespräche mit GoAhead liefen deshalb bereits. Der britische Betreiber der Strecke widerspricht hingegen der Befürchtung. «Wir sehen das nicht so», sagte ein Sprecher. Darüber hinaus wolle man die Sache nicht kommentieren.
«Gängige Praxis in der Bahnindustrie»
TMH weist laut der Zeitung darauf hin, dass die Hersteller der Züge dem Betreiber für die Wartung der Züge die zugehörigen Wartungshandbücher zur Verfügung stellen müssen. «Dies ist gängige Praxis in der Bahnindustrie, und wir möchten betonen, dass diese Dokumente keine technischen Zeichnungen oder Ähnliches enthalten, die es erlauben, den Zug neu zu konstruieren und zu bauen», sagte die TMH-Sprecherin. (SDA)