Wegen Tweet zu Nahostkonflikt
Migros streicht Star-Pianisten aus Konzert-Programm

Er spielt in den grossen Konzertsälen Europas – und nächste Woche sollte er an den Migros-Classics in der Schweiz auftreten. Aussagen in den sozialen Medien zum Nahostkonflikt wurden Star-Pianist Fazil Say nun zum Verhängnis.
Publiziert: 21.10.2023 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2023 um 12:57 Uhr
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Seine Konzerte in der Schweiz finden nicht statt: Fazil Say.
Levin Stamm
Levin StammWirtschafts-Redaktor

Zürich, Bern, Genf und Luzern – das stolze Programm, das Star-Pianist Fazil Say (53) vom 23. bis am 26. Oktober im Rahmen der Migros-Kulturprozent-Classics hätte absolvieren sollen. Daraus wird nun nichts. Die Migros kippt den türkischen Musiker nach Äusserungen in den sozialen Medien zum Nahostkonflikt kurzerhand aus dem Programm.

Gegenüber Blick bestätigt der Detailriese, der mit dem Migros-Kulturprozent kulturelle und soziale Initiativen fördert, den Rausschmiss. «Grund sind öffentliche Äusserungen Fazil Says im Nachgang an den Terror-Angriff auf Israel, welche für die Migros nicht haltbar sind», teilt ein Sprecher mit.

Wegen Erdogan-Post

Konkret geht es um Posts auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Say hatte am Dienstag einen Post des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan (69) weiterverbreitet, in dem dieser die Israelis für die Vorfälle am Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza-Stadt verantwortlich machte. Bis jetzt ist unklar, wie es genau zu den Todesfällen kam.

Say bedankte sich dabei bei Erdogan für «diese Erklärung mit gesundem Menschenverstand» und forderte, dass Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (74) wegen «Kriegsverbrechen, Völkermord und Massakern» vor Gericht gestellt werde.

«Seltsam und beunruhigend»

Ebenfalls auf X äussert sich Say nun zur Absage seiner Konzerte. Er sei «betrübt über die terroristischen Vorfälle wie jeder andere», kommentierte Say. Er finde aber auch «Netanyahus Kriegspolitik, die keine Zukunft hat, sehr falsch und grausam.» Schliesslich habe er auch Erdogans Herangehensweise als «vernünftig und friedlich» empfunden.

Dass dies nun Unbehagen und eine einseitige Konzert-Absage ausgelöst habe, empfinde er als seltsam und beunruhigend. Er habe darauf vertraut, sich in Europa auf die freie Meinungsäusserung verlassen zu können. «Meinungen sollten nicht unser Berufsleben beeinflussen», so Say.

Konzerte finden statt

Say gilt nebst seiner Musik als überaus politischer Mensch. Bereits 2013 hatte er in seinem Heimatland für Aufregung gesorgt: Damals war er von einem türkischen Gericht wegen angeblicher Blasphemie zu einer bedingten Gefängnisstrafe von zehn Monaten verurteilt worden.

Obwohl die Migros Say nur wenige Tage vor den Konzerten auslädt, finden die Konzerte statt. Anstelle von Say werde nun der Schweizer Pianist Louis Schwizgebel (35) mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra auftreten.

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