Wegen St. Galler Pleitier stehen in deutschem Skigebiet die Lifte still
Er versprach 80 Millionen, zahlte aber keinen Cent

Ein Schweizer Investor hat eine Million Euro angekündigt, die offenbar nie eingetroffen ist. Deswegen steht im Allgäu ein Skigebiet still.
Publiziert: 28.12.2017 um 16:20 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:54 Uhr
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Das Skigebiet Grüntenlifte im Allgäu: Die Talstation mit dem Sessellift und dem Übungslift rechts.
Foto: ZVG
Harry Büsser

Vor über einem Jahr ist der Schweizer Gregor W.* (53) das erste Mal als Investor in der Gemeinde Rettenberg (D) im Allgäu aufgetreten. Er verspricht 80 Millionen Euro in die Erneuerung des kleinen Skigebiets Grünten zu investieren, er will Hotels und Parkplätze  bauen.

Versprochen hat er viel, bezahlt anscheinend nie. Jetzt stehen die Skilifte in der bayerischen Feriengemeinde still. Die Grüntenlifte Betriebs-GmbH bietet eine Doppelsesselbahn, sechs Schlepplifte, einen Übungslift sowie ein Förderband. Sie erschliessen damit ein Skigebiet mit rund 20 Kilometer Pisten bis auf 1700 Meter Höhe über Meer.

In der Limousine vorgefahren

W. fährt damals in der kleinen Gemeinde in einer Limousine mit Schweizer Kennzeichen vor. Zudem hat er einen Schweizer Private Banker dabei, der seine Kreditwürdigkeit unterstreichen soll. Die abgewetzten Schuhe von W. fallen damals kaum jemandem auf. Zu gross sind die Versprechen und die Hoffnung der Menschen.

Obwohl er anscheinend nie gezahlt hat, konnte W. die Menschen in der Gemeinde immer hinhalten. Letztmals hat er im November in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk eine Zahlung von zwei Millionen Euro angekündigt. Auch diese soll aber nie eingetroffen sein. 

Nach Herzinfarkt in der Reha

Zu den Vorwürfen sagt W. nichts. Auf schriftliche Anfrage von BLICK antwortet er schriftlich: «Aufgrund eines Herzinfarkts bin ich derzeit in der Reha und stehe Ihnen sehr gerne ab Mitte Januar 2018 zur Verfügung. Bis zu diesem Datum hat sich die rechtliche Situation im Allgäu auch geklärt.» Auf die Wünsche zur guten Besserung und die Frage, wo er in der Reha sei, antwortete W. nicht mehr. 

W. hat derzeit eine Wohnadresse in St. Gallen. BLICK weiss aus zuverlässiger Quelle: Er musste in den letzten 15 Jahren fünf Mal Konkurs anmelden. Entsprechend tief ist wohl seine Kreditwürdigkeit. Bei dieser Historie ist es fragwürdig, wie man sich im Skigebiet im Allgäu auf den Investor einlassen konnte. 

Jetzt sucht man neue Investoren 

Die Betriebs-GmbH der Skilifte gehört der deutschen Familie P.*. Aus der Familie ist Andreas P. (47) wiederum in verschiedenen Firmen von W. als Geschäftsführer tätig und hat seit den 90er-Jahren Wohnsitz in der Schweiz, derzeit in Cham ZG.

In der Gemeinde im Allgäu ist man jetzt auf der Suche nach neuen Investoren. Es ist der bisherige Schlusspunkt eines grotesken Niedergangs. Währenddessen wird in Rettenberg darüber gerätselt, was P. und W. davon haben könnten, wenn die Betriebs-GmbH in Konkurs gehen würde.

* Namen der Redaktion bekannt.

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