Der Schweizer Detailhandel befindet sich im Abnützungskampf. Seit Jahren nagt der starke Franken an den Umsätzen. Gleichzeitig macht Onlineshopping weiter Boden gut – und wird allmählich zum Standard.
Aber, hallelujah: Es ist Weihnachten! Eine gesegnete Zeit für Schweizer Ladenbesitzer – trotz Black-Friday-Rabattschlachten und Internet-Konkurrenz aus Deutschland, den USA oder China. «Das Weihnachtsgeschäft wird umso wichtiger für den stationären Detailhandel», sagt Martin Gröli, Partner und Retail-Experte beim Schweizer Ableger des Wirtschaftsberatungsunternehmens EY. Denn vor den Festtagen ist Shopping noch ein Erlebnis, während es im Rest des Jahres immer schwieriger wird. «Gerade Kaufhäuser stehen unter einem immensen Druck. Vor allem im Non-Food-Sektor zeigt sich, dass der Onlinehandel in den letzten Jahren zugenommen hat.»
Für Geschäfte mit breitem Sortiment wie Manor, Globus oder Jelmoli ist die derzeitige Saison besonders kritisch. «Warenhäuser machen rund 30 Prozent ihres Jahresumsatzes in dieser Zeit, Spielwarengeschäfte sogar 50 bis 60», sagt Dagmar Jenni, Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation, des Verbands der mittelständischen Detailhandelsunternehmen.
Importierte Rabatt-Festivals wie Black Friday oder Cyber Monday konnten der Konsumfreude an Weihnachten bisher nicht viel anhaben. «Ich höre immer wieder von unseren Mitgliedern, dass sich das Weihnachtsgeschäft in den November verschiebt. Die Zahlen bestätigen das nicht unbedingt», meint Jenni.
Tatsächlich wollen 49 Prozent der Konsumenten gemäss einer EY-Umfrage ihre Einkäufe drei oder vier Wochen vor Weihnachten erledigen, also jetzt.
Für den Detailhandel bricht die wichtigste Woche des Jahres an. «An Weihnachten kaufen die Leute lieber in Geschäften als im Internet. Es hilft uns, dass viele Städte auf Weihnachtsmärkte setzen», erläutert Jenni. Man müsse Weihnachten also als Event inszenieren, um die Leute in die Innenstädte zu locken. Das scheint dank der Weihnachtsmärkte zu gelingen.
Durchzogenes Jahr
2018 war für den Detailhandel erneut ein durchzogenes Jahr. Der Franken hat sich weniger stark abgeschwächt als erwartet. Das bedeutet: Die Euro-Preise im benachbarten Ausland sind für Schweizer immer noch verlockend tief. Und auch der Herbst war wieder viel zu warm. Die dicken Winterkleider blieben in den Kleiderläden hängen.
Doch die Weihnachtssaison 2018 ist vielversprechend. Einerseits vom Datum her: Heiligabend fällt auf einen Montag, viele Leute haben dann bereits frei. Am 23. Dezember haben viele Kantone einen verkaufsoffenen Sonntag bewilligt. Und auch die Konsumentenstimmung ist gut. Laut der Umfrage von EY wollen Schweizer heuer 410 Franken für Weihnachtsgeschenke ausgeben. So viel, wie seit acht Jahren nicht mehr.