Wenn der Lokführer fehlt, dann bleibt der Zug stehen. An einem Tag Ende Mai fielen deswegen auf zwei S-Bahnstrecken im Raum Zürich/Aargau 25 Verbindungen aus. Es fehlte schlicht an genügend Personal. Der Lokführermangel wird sich bei den SBB noch weiter verschärfen. Eine Pensionierungswelle rollt an und bei der Rekrutierung von Nachwuchs haperts. Die Folge: Den SBB fehlen 1000 Lokführer.
Mit den gleichen Problemen kämpft auch das Bahnunternehmen BLS. Das geht aus zahlreichen Job-Inseraten und einem Newsletter des Verbands Schweizer Lokomotivführer und Anwärter (VSLF) hervor. Die kurzfristige Lösung des Bahnunternehmens: 100 Franken Prämie, wenn Lokführer sich flexibel zeigen und zusätzliche Tage arbeiten. Die Regelung gelte vorerst vom 1. Oktober 2019 bis am 30. April 2020. Das weitere Vorgehen, heisst es, werde Mitte März mit den Personalvertreten besprochen.
Keine Lösung des Mangel-Problems
Die Gewerkschaft sieht die Prämie als faires Angebot. Trotzdem lösten 100 Franken pro Extratag «das Problem der knappen Ressourcen beim Lokpersonal BLS nicht.» Kein Verständnis hat der VSLF für die Begründung des Personalmangels seitens der BLS: «Die genannten Gründe (...) sind einerseits jährlich wiederkehrend, oder lange Zeit im Voraus bekannt.» Eigentlich wäre deshalb eine bessere Planung möglich.
Weitere Kritik gibts, weil Extratage – wenn auch bezahlte – erneut Flexibilität von den BLS-Mitarbeitern fordert. Diese hätten längst bewiesen, dass sie flexibel seien. Der Verband ruft seine Mitglieder auch auf, eine kritische Haltung einzunehmen. Das gegenüber «Extraleistungen und Sondereinsätzen, welche die Frei- und Erholungszeit tangieren.»
500 Euro für Lokführer in Deutschland
Die Idee der BLS von einer Prämie für Lokführer ist nicht neu. SBB Cargo International hat Anfang 2019 schon auf darauf gesetzt. In Deutschland versprach das Unternehmen damals im Job-Inserat neuen Mitarbeitern im Führerstand eine Sonderzulage von 500 Euro pro Monat. Der Grund: Auf der Nord-Süd-Achse fehlten 50 Lokführer. (jfr)