Es regnet und regnet. Dieser Frühling ist so nass wie schon lange nicht mehr. In einigen Regionen der Schweiz gilt Hochwasser-Gefahrenstufe 2. Besonders hart trifft der grosse Niederschlag die Gemüsebauern.
Jörg Friedli (48), Eigentümer von Friedli Gemüse in Wohlenschwil AG im aargauischen Reusstal, sagt: «Wir sind sehr gefordert!» Wenn es so nass ist, «kann ich nicht mit Maschinen in den Blätz hineinfahren». Er und seine Angestellten seien aufgrund des Wetters stark in Verzug mit der Ansaat.
Die nächsten Tage sind entscheidend
Probleme macht ihm zudem, dass Pflanzenschutz und Unkrautbekämpfung unter diesen Bedingungen nur schwer möglich sind. So seien Pilzkrankheiten auf dem Vormarsch. Friedli sagt: «Ich habe fünf Wetter-Apps.» Keine sei zuverlässig – die Prognosen seien in den vergangenen sechs Wochen oft «ins Kraut geschossen». Am besten sei noch der Wetterradar mit der Anzeige der Gewitterzellen. Da sei aber keine Langfristprognose abrufbar.
In den nächsten Tagen soll nun das Wetter besser werden. «Für uns heisst das, dass wir es am Auffahrtswochenende sehr streng haben.» Die Kartoffeln müssten jetzt schleunigst in den Boden. Ansonsten bleibt ihm nichts anderes übrig, als Kuhfutter daraus zu machen.
Schlechtes Wetter verdirbt Lust auf Salat
Ähnlich klingt es im mittleren Suhrental auf der anderen Seite des Aargaus. Daniel Frey (55) ist Geschäftsleiter bei Frey Gemüsebau in Kirchleerau AG. Er sagt: «Ich habe das Gefühl, dass es seit März pausenlos regnet.» Die feuchten Böden verursachen gemäss Frey zwei Probleme: Einerseits führe das viele Wasser dazu, dass im Boden weniger Luft sei. Die Pflanzen bilden darum weniger Wurzeln. Das räche sich im Sommer, wenn es dann warm und trocken werde. «Andererseits ist die Bearbeitung der Felder in diesem Frühling extrem schwierig», sagt Frey. Er und sein Team könnten nicht in die Felder hineinfahren. Jäten, Düngen und Säen ist nicht möglich.
Der Regen schlägt den Leuten auf den Magen, weiss Frey: «Wenn es draussen schön und heiss ist, haben die Leute Lust auf Salat. Bei schlechtem Wetter essen sie lieber Raclette.»
Entwarnung vom Gemüseverband
Auch wenn sich das Wetter im Norden etwas verbessert, sind die Gemüsebauern ihre Sorgen noch nicht los. «Drei schöne Tage retten den Frühling nicht», sagt Frey. Um die Kulturen richtig zu pflegen, müsste es «ein, zwei Wochen lang schönes Wetter sein».
Markus Waber (33), stellvertretender Direktor beim Verband Schweizer Gemüseproduzenten, sagt: «Im Moment gibt es eine gute Versorgung mit Schweizer Gemüse.» Weil aber jetzt nicht gepflanzt werden könne, sei denkbar, dass die Ernte in den kommenden Wochen geringer ausfalle.
Und das könnte sich auf die Preise auswirken. Diese haben jetzt schon angezogen.