Wegen dem Franken-Schock
Chefs killen Jobs!

Mit Notfallplänen versuchen die Industriekapitäne die Kosten der Unternehmen zu entlasten. Für die Arbeitnehmer heisst das Einstellungs-Stopp, Kurzarbeit und Euro-Löhne.
Publiziert: 24.01.2015 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:38 Uhr
Büezer in der Industrie müssen nicht nur Lohneinbussen befürchten, sondern auch den Verlust ihrer Stellen, wenn sie nicht flexibel genug sind.
Foto: Illustration: Igor Kravarik
Von Martina Wacker

Es herrscht Hektik in den Schweizer Teppich­etagen. Nach dem Wegfall des Euro-Mindestkurses leiteten Firmenchefs erste Sofortmassnahmen ein.

Zum Beispiel Landmaschinenhersteller Bucher: «Unsere Schweizer Betriebe müssen bei Personaleinstellungen und Investitionen die Zustimmung des CEO einholen», sagt Bucher-CEO Philip Mosimann (61).

Auch der Einkauf in Euroländern, die Automatisierung, die Verlagerung der Produktion ins Ausland werden verstärkt. Die Auslagerung von Arbeitsplätzen ist auch beim Ostschweizer Metallverarbeiter SFS Group beschlossene Sache.

Andere Firmen wie Milchverarbeiter Emmi, Huber + Suhner, Kaba, Looser Holding, Rieter, Sulzer oder Siemens Schweiz rechnen noch.

Kurzarbeit

Die Zeit drängt. Das Amt für Wirtschaft in Zürich bestätigt, dass sich seit Donnerstag letzter ­Woche viele Firmen nach Kurzarbeit erkundigen. Aber noch genügt der starke Franken nicht als Grund für eine Bewilligung. Dazu braucht es erst den Segen des Staatssekre­tariats für Wirtschaft (Seco) in Bern.

Ob und wann das Seco eine Ausdehnung der Kurzarbeitsentschädigung – wie vor der Einführung des Euro-Mindestkurses vor drei Jahren – zulässt, ist noch offen.

Laut dem Arbeitsmarkt-Professor der Universität Basel, George Sheldon (65), ist die Ausweitung der Kurzarbeit ein wichtiges Instrument gegen eine drohende Arbeitslosigkeit.

«Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in der Schweiz abschwächte, zählte das Land nicht so viele Arbeitslose wie erwartet», sagt er.

Arbeitslosigkeit wird zunehmen

Um abschätzen zu können, wie der Arbeitsmarkt auf die Aufhebung der Euro-Untergrenze reagiere, sei es zu früh: «Klar ist dagegen, dass die Arbeitslosigkeit zunehmen wird.»

Hinweise liefert das aktuelle Stellen-Barometer von Adecco. Der vom Stellenvermittler in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich publizierte Swiss Job Market Index zeigt: Schweizer Firmenchefs stehen bei der Personalsuche auf die Bremse.

In den letzten drei Monaten wurden in sämtlichen Branchen weniger neue Jobs geschaffen. Am meisten gebeutelt ist der Bereich Büro und Verwaltung. Und die negativen Branchentrends dürften sich in den nächsten Wochen fortsetzen.

Nur wer etwa in medizinischen Berufen tätig ist, kann aus einer grösseren Anzahl freier Stellen wählen.

Adecco-Schweiz-Chef Michael Agoras (48) malt nicht ganz so schwarz: «Abgesehen von der Exportindustrie und dem Tourismus rechne ich nicht mit grossen Veränderungen zu heute.»

Euro-Löhne

Die Gewerkschaften sehen das anders und wehren sich gegen die Notfallpläne der Industriekapitäne: Diese wollen mit  Euro-Löhnen für Grenzgänger oder Lohnsenkungen die Kosten der Unternehmen entlasten.

Die Unia fordert nebst der Ausweitung der Kurzarbeit auch eine Ausdehnung der Entschädigung. «Die Ausdehnung der Kurzarbeitsentschädigung ist eine wichtige Massnahme, um bei einem anhaltend ungünstigen Franken-Euro-Verhältnis Entlassungen zu vermeiden und Auftragslücken zu überbrücken», sagt Unia-Sprecher Pepo Hofstetter.

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