Wegen Coronavirus ohne Passagiere in die Luft
Zwingt EU-Regel die Swiss zu Geisterflügen?

Um ihre Startrechte und Landerechte zu schützen, könnten die Swiss-Flieger bald ohne Passagiere abheben. Hintergrund ist eine Regel der Europäischen Union.
Publiziert: 10.03.2020 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2020 um 16:58 Uhr
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Swiss: Die Airline am Flughafen Zürich.
Foto: keystone

Die Regel ist klar: 80 Prozent der Flüge müssen nach Plan durchgeführt werden. Sonst droht in der nächsten Saison der Verlust der Start- und Landerechte an einem bestimmten Flughafen. Und genau das wird jetzt in Zeiten von Corona zum Problem.

Der Grund: Die Fluggesellschaften reissen sich in der Regel um die besten Slots. Sie wollen ihren Passagieren möglichst gute Verbindungen anbieten. Gleichzeitig müssen sie aktuell massiv Kapazitäten reduzieren, um die Verluste durch die Ausbreitung des Coronavirus zu reduzieren.

Airlines müssen also entweder Flieger ohne Passagiere in die Luft schicken. Oder sie riskieren, dass in der nächsten Saison die Start- und Landerechte ungünstig verteilt sind. Beide Szenarien sind höchst beunruhigend.

Swiss betroffen

Aufgestellt hat die Regel die Europäische Union. Davon betroffen ist aber auch die Swiss. Wegen diverser Abkommen im Luftverkehr. Weil die Swiss viele europäische Destinationen anfliegt. Und weil die Airline Teil des Lufthansa-Konzerns ist.

Ein Swiss-Specher bestätigt dies gegenüber «CH Media». Er sagt, bisher sei es noch zu keinen «Geisterflügen» gekommen. Aber: «Die sogenannte 80/20-Praxis betrifft alle Airlines und somit auch die Swiss.»

Anders sieht es in Grossbritannien aus. Da sind bereits Geisterflieger in der Luft, wie die «Times» schreibt. Der britische Transportminister hat auf Twitter eine Intervention auf europäischer Ebene angekündigt.

Politiker intervenieren

«Die Nachfrage im Luftverkehr ist aufgrund des Coronavirus zurückgegangen, aber die Fluggesellschaften sind gezwungen, einige Geisterflüge zu fliegen, um ihre Slots nicht zu verlieren – schlechte Nachrichten für die Umwelt, die Fluggesellschaften und die Passagiere», schreibt der Politiker. «Ich habe an die Regulierungsbehörde geschrieben, um eine dringende Überprüfung der 80-Prozent-Slot-Nutzungsregel zu fordern.»

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Auf die Situation reagiert hat auch die europäische Vereinigung der Slot-Koordinatoren. Die Schweiz ist in diesem Gremium vertreten mit dem Verein «Slot Coordination Switzerland». Er ist zuständig für die Start- und Landerechtvergabe.

Zusammen mit den europäischen Partnern hat der Schweizer Verein eine temporäre Aussetzung der 80-Prozent-Regel gefordert. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt unterstützt den Antrag. Die Kommission dürfte in den nächsten Tagen entscheiden. Bei der Sars- und der Bankenkrise zeigte Brüssel jeweils Kulanz. (ise)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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