Die Edelweiss Air, die wie die Swiss zur Lufthansa-Gruppe gehört, ist auf Expansionskurs. Die Langstreckenflotte wird bis 2018 von drei auf sechs Flugzeuge verdoppelt. Im Cockpit zählt die Edelweiss zurzeit 110 Vollzeitstellen. Mit dem geplanten Langstrecken-Ausbau werden laut Sprecher Andreas Meier 85 neue Piloten-Stellen geschaffen. Die Nachwuchs-Ausbildungskurse sind am Laufen. Zudem hilft die Swiss aus, wie die «Schweiz am Sonntag» heute berichtet.
Edelweiss hat der Zeitung zufolge zwölf Swiss-Piloten engagiert. Sechs arbeiten als Instruktoren, sechs als Langstrecken-Piloten – zu Swiss-Bedingungen, die besser sind als jene der Edelweiss. Das reicht aber nicht aus. Die Edelweiss suche noch weitere Kapitäne, wie es heisst. Laut Sprecher Meier rekrutiert man diese auf dem Piloten-Arbeitsmarkt.
Im Rahmen der letzten Gesamtarbeitsvertragsverhandlungen hatten die Swiss-Piloten dem Management eingeräumt, dass die Swiss mit der günstigeren Edelweiss praktisch unbegrenzt wachsen darf – solange den Swiss-Piloten gleich viele Destinationen bleiben. Noch-Swiss-Chef Harry Hohmeister ist auch Präsident der Edelweiss.
Der Sprecher des Pilotenverbands Aeropers, Thomas Steffen, bestätigt den temporären Austausch der zwölf Piloten. Laut Swiss-Sprecher Stefan Vasic dauert dieser zwei Jahre. Auf der Langstrecke hat die Swiss zurzeit einen leichten Personalüberbestand und kann deshalb aushelfen. «Es ist eine Win-Win-Situation», sagt Steffen. Man könnte Edelweiss sogar noch mehr Piloten ausleihen. Das käme der Swiss sogar noch günstiger, weil der Abbau des Piloten-Überbestandes Kosten spare.
Doch die Lufthansa-Konzernzentrale schiebe gegen solche Vorhaben einen Riegel vor, schreibt die Zeitung. Sie beruft sich dabei auf «Insider». Denn die Kranich-Airline ist daran, die eigene Billig-Tochter Eurowings aufzubauen und benötigt ebenfalls erfahrenes Personal. Wie der «Spiegel» kürzlich berichtete, lockt die Lufthansa intern Piloten mit einer Sonderprämie von 50'000 Euro, sollten sie für bis zu drei Jahre zu Eurowings wechseln.
Laut Aeropers-Sprecher Steffen liegt dieses Angebot auch den Swiss-Piloten vor. Man lehne es jedoch ab. Ein Swiss-Kapitän, der anonym bleiben möchte, nennt den Grund gegenüber «Schweiz am Sonntag»: «Kurzfristig sieht dies nach einem attraktiven Angebot aus, aber langfristig schaufeln wir damit unser eigenes Grab.» Mit Eurowings strebt die Lufthansa eine massiv günstigere Kosten- und Lohnstruktur an, um gegen Konkurrenten wie Easyjet anzukämpfen. (noo)