Wegen Abriss oder Totalsanierung
In Zürich erhält jeder 200. Mieter die Kündigung

Weil alte Gebäude totalsaniert oder abgerissen werden müssen, erhält in Zürich jährlich jeder 200. Mieter die Kündigung. In Bern sind es noch mehr.
Publiziert: 01.12.2019 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2019 um 12:54 Uhr
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In den Zürcher Stadtlandschaften sind in den letzten fünf Jahren 14'000 neue Wohnungen durch Ersatzneubauten entstanden.
Foto: Keystone/Alessandro Della Bella
Dorothea Vollenweider

Die Städte sind immer dichter besiedelt. Das soll auch so sein: Der neue Richtplan des Kanton Zürich sieht vor, dass die bereits dicht besiedelten Gebiete künftig 80 Prozent des Bevölkerungswachstums aufnehmen sollen.

Nun zeigt eine Studie der Zürcher Kantonalbank (ZKB): Der Kanton Zürich ist auf gutem Weg, dieses Ziel zu erreichen. In den vergangenen drei Jahren konnten die Stadtgebiete und die urbanen Wohngebiete bereits 75 Prozent des Bevölkerungswachstums aufnehmen.

30'000 neue Wohnungen in der Stadt

Konkret heisst das: Von insgesamt 41'500 neuen Wohnungen seit 2015 sind im Kanton Zürich 30'000 im urbanen Raum entstanden. Wie ist das möglich?

Verdichtung kann auf drei Arten geschehen: Indem Gebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden, durch zusätzliche Wohngebäude auf bereits bebauten Parzellen oder durch Ausbau bestehender Gebäude.

Die Mehrheit sind Ersatzneubauten

Die Studie kommt nun zum Ergebnis, dass die Verdichtung seit 2015 überwiegend durch Ersatzneubauten stattfand. Allein in den Zürcher Stadtgebieten sind demnach 14'000 neue Wohnungen durch Ersatzneubauten entstanden.

Die Kehrseite der Medaille: Ersatzneubauten bedeuten oft auch Leerkündigungen. Wer in einem sanierungsbedürftigen Haus wohnt, muss raus. Im Nachgang steigen die Mieten. Aus diesem Grund haben Leerkündigungen in der Vergangenheit oft zu Kontroversen geführt.

Die meisten Leerkündigungen in Bern und Zürich

Nun zeigen Auswertungen erstmals, wie viele Mieter von Leerkündigungen betroffen sind. Gemessen am Mietwohnungsbestand wurden die meisten Leerkündigungen demnach in Bern ausgesprochen. Dicht gefolgt von Zürich, wo pro Jahr jeder 200. Mieter die Kündigung erhält.

Einer der Kritikpunkte von Leerkündigungen ist, dass die Notwendigkeit einer umfassenden Sanierung von den Vermietern nur als Vorwand vorgeschoben werde. Leerkündigungen sind demnach ein Instrument von Investoren, um das Mietpreisniveau den aktuellen Marktverhältnissen anzupassen.

Der Sanierungsbedarf ist gross

Die Studie der ZKB hat das durchschnittliche Alter der Gebäude ausgewertet, bei denen Leerräumungen durchgeführt wurden. Im Schnitt sind die Gebäude in der Stadt Zürich knapp 60 Jahre alt.

In den letzten Jahren ist das Alter der leergeräumten Wohnungen laut den Studienverfassern angestiegen. In diesem fortgeschrittenen Alter sei der aufgestaute Sanierungsbedarf gross.

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