Wüsste Donald Trump, was er gestern Abend in der Schweiz auslöste – er hätte seine helle Freude: Zu Hause kommt es derzeit nicht mehr oft vor, dass ein Besuch von ihm derartige Aufregung auslöst wie die Ankündigung, dass der US-Präsident das World Economic Forum (WEF) beehrt. In Davos wusste man davon erst seit Mitte Montagnachmittag: Aus Washington sei die Mitteilung gekommen, Trump fliege mit grossem Gefolge ein, bestätigte WEF-Gründer Klaus Schwab in einem Mail an die Mitarbeiter. «Wir freuen uns darauf und heissen ihn willkommen», teilte der Professor mit. «Die Mitwirkung des Präsidenten wird es den WEF-Beteiligten erlauben, eine direkte Perspektive auf die politischen und wirtschaftlichen Prioritäten der USA zu erlangen.»
Echte Freude
Seine Freude dürfte echt sein, auch wenn das letztjährige WEF noch ganz im Zeichen der Kritik am damals vor der Amtsübernahme stehenden Trump gestanden hatte: Dass er Freihandels-Verträge und das Pariser Klima-Abkommen platzen lassen wollte – das galt den Davoser Globalisierungs-Optimisten als Unding. Jetzt fliegt der verschmähte Populist persönlich ein. Viele Davoser Befürchtungen hat er wahr werden lassen, aber wird man ihm das im Landwassertal auch vorhalten?
US-Präsident Donald Trump kommt in die Schweiz zum 48. World Economic Forum. Die wichtigsten Informationen, Bilder und Videos zum WEF 2018 finden Sie hier.
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Riesiger Logistik-Aufwand
Zunächst beschert er Davos und Bern einen riesigen zusätzlichen Logistik-Aufwand. Vom letzten und bisher einzigen Besuch eines amtierenden US-Präsidenten – Bill Clinton im Jahr 2000 – weiss man, dass die Herren des Weissen Hauses mit ganzen Hundertschaften einfliegen. In Zürich wird die Air Force One landen, womöglich gefolgt vom «Weltuntergangsflieger» und anderen Militärflugzeugen. Trump bringt zudem «wichtige Kabinettsmitglieder» mit, so Klaus Schwab, sowie Vertreter von Senat und Repräsentantenhaus.
Doch warum kommt Trump überhaupt nach Davos, als erster Präsident seit Clinton? Es ist ja nicht so, als hätte er in Washington nichts auf dem Pult: In den nächsten Tagen müssen seine Republikaner und die Demokraten sich auf ein Budget einigen, sonst muss die Regierung ihren Dienst einstellen.
Und Robert Mueller, Sonderermittler in der Russland-Affäre, hat Trump soeben angekündigt, er wolle den Präsidenten in den nächsten Wochen persönlich einvernehmen. Für den unsteten und geschwätzigen Trump eine gefährliche Sache.
Werbung für Amerikas Wirtschaft
Und trotzdem die Davos-Reise? Er werde für Amerikas Wirtschaft und seine «Amerika zuerst»-Strategie werben, sagte Trumps Sprecherin gestern. Möglich, dass er sich sogar freut auf ein Meeting mit Leuten, die er als seinesgleichen betrachtet: Unternehmer und Top-Manager. Möglich, dass er damit sogar recht hat, trotz der Trump-Kritik von 2017. Für das WEF ist der Besuch des schillernden Mannes mit den langen Krawatten ein Doping-Stoss. Das Davoser Treffen war in den letzten Jahren zur braven Runde geworden, an der über den Segen internationaler Kooperation referiert wurde. Trump, der wenig übrig hat für derlei Hoffnungen, wird das gehörig durcheinanderwirbeln. Und das WEF so wieder in die Weltschlagzeilen bringen. «Amerika wieder gross machen» lautete Trumps Versprechen. 2018 macht er Davos wieder gross. Riesig gross.