Psychopathen an der Macht
Machen eigentlich nur Rüpel Karriere?

Eine gehörige Portion Rücksichtslosigkeit und Grössenwahn kann helfen, die Karriereleiter hochzuklettern. BLICK hat bei einem HR-Profi nachgefragt, wie weit man gehen muss.
Publiziert: 16.03.2016 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:31 Uhr
Richard Fuld, ehemaliger Chef von Lehman Brothers, ritt mit einer waghalsigen Investment-Politik die Bank ins Verderben.
Foto: Reuters
Bastian Heiniger
«Man braucht einen, der das Heft in die Hand nimmt»: Alexander Zimmerhofer, Gesellschafter ITB Consulting.

Sind Eigenschaften wie Narzissmus, Grössenwahn und Machtgier förderlich für die Karriere? Jüngst veröffentlichte der britische Psychologe Kevin Dutton (49) eine Liste mit Berufen, in denen häufig psychopathische Verhaltensmuster auftreten. Auf Platz eins: die Chefs. 

Andererseits gehen viele Probleme in der Wirtschaft auf Menschen mit psychischen Problemen zurück – insbesondere auf Narzissten und Psychopathen. Solche Manager könnten eine Unternehmenskatastrophe auslösen, sagte Carolin Palmer von der Universität Giessen kürzlich an einem Event für HR-Verantwortliche in Köln. Geschehen sei das etwa bei Lehman Brothers. Richard Fuld, Chef der ehemaligen Investmentbank, galt als gierigster Bänker. Mit einer waghalsigen Investment-Politik riss er Lehman Brothers im Herbst 2008 in den Abgrund.

An der Veranstaltung der Unternehmensberatung ITB Consulting diskutierten HR-Spezialisten, welche Charakterzüge Mitarbeiter und Führungskräfte erfolgreich macht. Sind es die positiven oder die düsteren Eigenschaften? 

Dann helfen die negativen Charakterzüge

In schweren Krisen und extremen Umbruchsituationen seien zuweilen Manager mit düsteren Charakterzügen hilfreich, sagt Alexander Zimmerhofer von ITB Consulting zu BLICK. «Da braucht man vielleicht jemanden, der die Mannschaft hinter sich schart, der das Heft in die Hand nimmt und Risiken eingeht, um aus der Krise zu führen.» Aber: Sei die Krise überwunden, werde ein solcher Chef eher zum Problem.

Wie kann sich also ein Unternehmen schützen? Laut Zimmerhofer durch ausführliche Persönlichkeitstests. Und kein machtbesessener Manager handle im luftleeren Raum: «Es gibt immer auch die Umgebung, die ihn gewähren lässt.» Es dürfe nicht zu einer zu grossen Machtkonzentration kommen.

Werden Sie kein Rüpel

Muss nun jeder, der Karriere machen will, zum skrupellosen Rüpel werden? Im Gegenteil. Laut Medienmitteilung der ITB Consulting zeigte die Veranstaltung: die meisten Verantwortlichen im Personalwesen setzen auf ein positives Menschenbild. Sie gingen davon aus, dass Mitarbeiter und Führungskräfte normalerweise danach strebten, sich weiterzuentwickeln, Verantwortung zu tragen und Kollegen zu unterstützen. Solche Eigenschaften seien noch immer gefragt. 

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