Klar, sein Sturmgewehr sei geladen, sagt der Schweizer Verkehrssoldat. Beim Bahnhof Davos Dorf winkt der Durchdiener Limousinen, Range Rover und Audi durch – mit russischen, deutschen und diplomatischen Nummernschildern. Bitterkalt ist es an diesem Montagmorgen in Davos GR, die sonst klare Alpenluft ist geschwängert mit Abgasen.
Heute Abend beginnt im Landwassertal das 47. Weltwirtschaftsforum (WEF). Arbeiter bringen letzte Plakate an, putzen Schaufenster, räumen Geschäfte für Firmen, die am WEF für sich werben. So vermietet Schuhhändler Navyboot eine Boutique an das indische IT-Unternehmen Wipro. Das beliebte Café Kaffeeklatsch ist zum «Haus der Russen» geworden, im Café Schneider empfangen Inder Gäste. In der örtlichen Bibliothek hat die Agentur Reuters ihre Büros eingerichtet.
Facebooks WEF-Chalet wird anschliessend wieder abgerissen
Am meisten klotzt Facebook. Der Social-Media-Riese hat neben dem Kirchner-Museum ein eigenes Chalet errichten lassen, architektonisch eine Mischung aus Bauhaus und Alpenchic. Sogar an einen Zugang für Rollstuhlfahrer haben die Designer gedacht. Kosten soll dies Facebook täglich eine Million Franken. Nach dem WEF wird das Chalet abgerissen. Hinein dürfen nur geladene Gäste.
Am Chalet vorbei fahren Ortsbusse, auf denen Kasachstan für die Expo wirbt. Auf verschneiten Trottoirs gehen Frauen in Moonboots, ziehen Rollkoffer übers Eis.
Ein Lieferwagen des Aargauer Fischhändlers Bianchi bringt frischen Fisch ins Steigenberger Grandhotel Belvédère, den Party-Hotspot. Von 100 auf 300 Personen hat das Belvédère den Personalbestand erhöht. So organisiert das Hotel Treffen von sechs Uhr morgens bis um Mitternacht.
Sparmassnahme: Es fahren nicht nur neue Shuttlebusse
Von 11’000 auf 33’000 Einwohner wächst die Stadt im Landwassertal an. Für das zusätzliche Personal sind Wohncontainer aufgestellt worden. Die Gäste transportieren 95 Shuttlebusse. Allerdings, so eine Fahrerin, seien es dieses Jahr erstmals nicht nur neue Fahrzeuge. «Eine Sparmassnahme.»
Aus dem Migrolino-Café auf der Promenade schreitet plötzlich Fotograf Andy Mettler. 37 Jahre hat er für das WEF die offiziellen Fotos beschafft. Da für ihn die Bedingungen nicht mehr stimmten, hörte er letztes Jahr auf. Kaum jemand kennt das WEF besser. «Das WEF ist wie eine Grippe: Sie kommt, sie tut weh, und sie geht wieder.»