Esther Heldstab weigert sich, ihren Souvenirladen am WEF zu vermieten
Sogar zu 100'000 Franken sagte sie nein

Die Davoser Geschäftsleute vermieten ihre Läden während des WEF an Multis – und machen Kasse. Nicht so Esther Heldstab: Sie steht auch während des Forums in ihren Souvenirläden.
Publiziert: 19.01.2017 um 09:36 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:30 Uhr
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Das Souvenirgeschäft Swissalp Fantasy an der Promenade in Davos: Trotz lukrativen Angeboten weigert sich die Besitzerin, ihr Geschäft an grosse Firmen zu vermieten.
Foto: PHOTO BY PASCAL MORA
Guido Schätti

Facebook, amerikanische Banken und Softwarekonzerne: Wo sich sonst Museen, Cafés und Läden finden, schlagen während der WEF-Woche Multis ihre Hauptquartiere auf. Die Davoser Flaniermeile nehmen sie fast vollständig in Beschlag. Tagsüber werden in den Hinterräumen Deals geschlossen, abends gibts Empfänge, dann ist Party angesagt.

Die Multis lassen sich ihre temporären Büros in Davos eine schöne Stange Geld kosten. Die einheimischen Ladenbesitzer und Beizer verdienen sich eine goldene Nase. Je näher am Kongresszentrum, desto mehr können sie für ihr Lokal verlangen.

Doch nicht alle erliegen dem Reiz des schnellen Geldes. Den Schwestern Esther Heldstab (64) und Moni Hochholdinger (54) käme es nie in den Sinn, ihre «Swissalp-Fantasy»-Souvenirläden zu räumen und zu vermieten.

«Uns wurde schon 100'000 Franken geboten»

Obwohl die Lage an der Promenade perfekt wäre: «Uns wurde schon 100'000 Franken für einen Laden geboten», sagt Moni Hochholdinger. Manchmal sei es schwer, zu widerstehen, gesteht sie. Doch einfach zu Hause die Füsse hochzulagern und Kasse zu machen, das könnte sie nicht: «Ich würde mich schämen.»

Es geht auch um die Händlerehre: «In unseren Läden steckt unser ganzes Herzblut», sagt Esther Heldstab, die Inhaberin der beiden Läden. Zudem brummt während des WEF das Geschäft. Erst am Dienstag erstand ein Chinese Sackmesser für 1200 Franken. «Er wollte von allen fünf Stück», sagt Hochholdinger. Während des WEF gibt es so viel zu tun, dass ihre Tochter im Laden mithelfe.

Die Schwestern sind Routiniers im Souvenirgeschäft. Sie fingen im Grosshandel an, seit 15 Jahren betreiben sie eigene Läden. Die T-Shirts und Pullis entwerfen sie selber und lassen sie für Swissalp Fantasy produzieren.

John Kerry kaufte Schweizer-Pullis

Letztes Jahr erstand US-Aussenminsiter John Kerry zwei Pullis mit Schweizer Kreuz aus ihrer Eigenkollektion. «Er sprach Deutsch. Zuerst habe ich ihn gar nicht erkannt», erinnert sich Hochholdinger. Erst als sie all die Bodyguards sah, wurde ihr klar, wen sie vor sich hatte.

Auch Microsoft-Gründer Bill Gates und der frühere französische Präsident Nicolas Sarkozy deckten sich schon bei ihnen mit Souvenirs ein. Am besten laufen während des WEF Magnete mit folkloristischen Sujets. Aber auch Accessoires mit Steinböcken sind gesucht. Etwas weniger die Kuckucksuhren – sie sind zu gross.

Dass manche Davoser während des WEF Läden, Häuser und Wohnungen für viel Geld vermieten und die Preise in den Restaurants mächtig steigen, sehen die Schwestern unterschiedlich. «Das ist normal, das passiert überall, wo Messen und Veranstaltungen sind», sagt Heldstab. Ihre Schwester hat hingegen Skrupel. «Es ist nicht gottgegeben, dass das WEF in Davos ist», sagt Moni Hochholdinger: «Wenn wir überrissene Preise verlangen, fällt das auf uns zurück.» 

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