Er ist das Gegenstück zum Daueroptimisten Klaus Schwab (80): Bei edlen Weinen und exquisitem Essen doziert der ungarische Philanthrop und Investor George Soros (88) am WEF über den nahen Weltuntergang. 2019 ist seine Vision düsterer denn je.
Soros begann seine Rede wie erwartet: rabenschwarz. Die ersten Worte: «Heute will ich die Welt vor einer nie da gewesenen Gefahr warnen.»
Waren es letztes Jahr die Tech-Giganten Google und Facebook, in denen Soros die grösste Bedrohung für die offene Gesellschaft sah, so ist es nun China.
Gefahr kommt von Xi Jinping
«Künstliche Intelligenz und Maschinenlernen werden in den Händen einer Diktatur zu einer tödlichen Gefahr», sagte der ehemalige Hedge-Fund-Manager.
Laut Soros ist China unter Präsident Xi Jinping (65) auf dem Weg zu einer Techno-Diktatur. «Xi Jinping ist der grösste Feind der freien Gesellschaft.» Mit der Abschaffung der Amtszeitbeschränkung habe er eine ganz auf seine Person zugeschnittene Diktatur erschaffen. Xi werde wohl auf Lebzeiten an der Macht bleiben.
Mit einem digitalen sozialen Kreditsystem könnte Xi das ganze Land kontrollieren. Die Menschen würden von Algorithmen überwacht und in gute und schlechte Bürger eingeteilt. «Diese Überwachung ist das Ende der offenen Gesellschaft.»
Lob an Trump
Dennoch sieht Soros auch Hoffnung: Gemäss konfuzianischer Tradition seien Berater des Herrschers verpflichtet, diesen zu kritisieren, auch wenn dies Exil oder Tod bedeute. Xi müsse sich also auf den Widerstand junger Kritiker gefasst machen. Wenn sich die Wirtschaftslage weiter verschlechtere, erodiere die Macht des Regimes zudem ganz automatisch.
Für einmal lobte Soros sogar US-Präsident Trump, letztes Jahr noch einer seiner Lieblingsschurken. Trump sei zwar notorisch erratisch, aber die Entscheidung, China zu einem strategischen Rivalen zu erklären, sei für einmal ein richtiger und gut geplanter Schritt gewesen. Das Problem aber: Soros befürchtet, dass sich Trump und Xi hinter den Kulissen arrangieren und Trump den Deal zu seinem Sieg erklären wird.