Und wozu das Ganze?
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Der Chef am WEF
Und wozu das Ganze?

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, berichtet Tag für Tag von seinen Eindrücken am 50. World Economic Forum. Heute geht er der Frage nach, was das diesjährige WEF der Welt bringt.
Publiziert: 23.01.2020 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2020 um 21:26 Uhr
Hatte aufreibende Reise ans WEF hinter sich: Juan Guaidó (36) aus Venezuela.
Foto: Dukas
Christian Dorer

Wer je am WEF teilgenommen hat, beschreibt die Erfahrung meist als lehrreich, wichtig, weiterführend und inspirierend. Wer nicht dabei sein darf, schnödet stattdessen über den total überflüssigen Zirkus.

Sicher ist: WEF-Gründer Klaus Schwab (81) meint es ernst mit dem Motto «Den Zustand der Welt verbessern». Genau das ist seine Mission. Es ist eindrücklich, wie er sein Forum des globalen Dialogs zur wichtigsten privaten Konferenz der Welt machte – und wie er es seit einem halben Jahrhundert erfolgreich führt.

Für Schwab ist Dialog keine Floskel: Von Anfang an lud er Systemkritiker ein. Es ist kein Zufall, dass die junge Klimaaktivistin Greta Thunberg (17) vor einem Jahr ihren ersten grossen internationalen Auftritt in Davos hatte.

Und doch gibt es nicht wenige Topmanager, die all das nicht wahrhaben wollen. Ihnen ist egal, dass Schwab die Welt verbessern will und was die Politiker erzählen. Sie nutzen das WEF, um im Halbstundentakt wichtige Kunden zu treffen. Schliesslich sind alle da. Das erspart lange Reisen, und die Gespräche kommen schnell zum Punkt, da jeder gleich zum nächsten Termin eilen muss.

Nur: Wer Davos als Mittel zum Zweck nutzt, weiss nicht, was er verpasst!

Nehmen wir meinen WEF-Tag von gestern: Da hatte ich ein Hintergrundgespräch mit Deutschlands Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (57), womöglich der nächsten Bundeskanzlerin. Dann traf ich Juan Guaidó (36), der um die Präsidentschaft in Venezuela kämpft, einem Land, wo es um Leben und Tod geht. Von dort ging es direkt zu den innovativen Start-ups der ETH, dann zum bilateralen Gespräch mit einem Topbanker. Im Anschluss verfolgte ich die engagierte Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel (65). Ihre Kernaussage: «Die Welt ist tatsächlich besser geworden in den letzten 50 Jahren» – ein unüberhörbares Kompliment an die Adresse von Klaus Schwab.

Wo sonst atmet man in so kurzer Zeit so viel Weltpolitik ein, spürt seinerseits ihren Atem – und lernt bei alledem in wenigen Tagen so viel wie sonst nur in Jahren?

Manchmal muss man sich aber auch auf etwas einlassen, von dem man nicht weiss, wie es herauskommt. Also ging ich an ein Dinner mit jungen «Changemakern», Ausnahmetalenten aus aller Welt – Wissenschaftlern, Aktivisten, künftigen Politikern, Youtube-Stars.

Der frühere US-Vizepräsident und heutige Vorkämpfer für das Klima Al Gore (71) war auch dabei. Nach den tiefgreifenden, oft auch einfach erfrischenden Diskussionen zeigte er sich tief gerührt. Dieser hellwache Politprofi, der weiss, wovon er spricht, formulierte die Erkenntnis des Abends: «Zum Glück ist der politische Wille eine erneuerbare Energie.»

Ich finde, sein Bonmot eignet sich hervorragend als WEF-Bilanz.

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