Irgendjemand hat die Musik aufgedreht. Für einen Moment liegt ein amerikanisches Liebeslied in der Luft, während eine Eiskunstläuferin auf dem Davoser Dorfsee ihre Runden dreht und die Sonne hinter den Bergen versinkt. Romantisch ist das nicht. Denn hinter dem See trampelt die Schweizer Armee durch den Schnee. Ihre Mission: Abstellgitter installieren. Überall. Nichts darf ungesichert bleiben. Nun umso mehr. Schliesslich kommt der 45. US-Präsident ans 48. Weltwirtschaftsforum.
26 Mitarbeiter von Donald Trump sind bereits hier. Die Vorhut. Gerade hat sich der Secret Service in der nahen Spar-Filiale mit Coca-Cola und Snacks eingedeckt, gut gelaunt verschwinden die Amerikaner im Hotel Seehof.
Gerade hat ihr Präsident wirtschaftlich schlechter gestellte Regionen dieser Welt als Drecksloch-Länder bezeichnet, nun nehmen die Herren und wenigen Damen die Luxusunterkünfte in Davos unter die Lupe.Trumps Mitarbeiterin im weissen Skipulli sagt in der Lobby des Seehofs auf Nachfrage höflich: «Davos is a beautiful city», man werde hier sicher etwas Passendes für ihn und seine Delegation finden.
Die Aufmerksamkeit der Welt richtet sich auf Davos
Excited vom Trump-Besuch ist das offizielle Davos. Tarzisius Caviezel, Landammann sagt: «Trump kommt nicht irgendwohin in der Schweiz. Er kommt nach Davos.» Ein bisschen stolz dürfe man schon sein.
Caviezel führt durch die Räume seines Rathauses an Hugo, dem ausgestopften Rothirsch vorbei. Er zückt sein Handy, zeigt ein privates Foto – er mit erlegtem Hirsch. Ein Stück davon würde er aus seiner Tiefkühltruhe holen und Trump auftischen. Er lacht. Ob er Trump überhaupt sehen wird? «Keine Ahnung!» Klar ist für Caviezel, dass Davos ein guter Gastgeber sein wird. Für alle. Auch die Demonstranten. Fraglich allerdings, ob die überhaupt bis nach Davos durchkommen.
US-Präsident Donald Trump kommt in die Schweiz zum 48. World Economic Forum. Die wichtigsten Informationen, Bilder und Videos zum WEF 2018 finden Sie hier.
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Für Ernst Wyrsch, Hotelleriesuisse-Präsident Graubünden, ist der Besuch des Präsidenten «wie ein Sechser im Lotto». Die Aufmerksamkeit der Welt werde für einen Moment auf Davos gerichtet sein: «Grossartige Sache!»
Die Verkäuferin an der Migros-Kasse ist weniger euphorisch. Eigentlich ist ihr sogar ziemlich egal, ob Trump kommt oder nicht. Denn die Migros wird der Amerikaner kaum aufsuchen, und eine gewisse Erfahrung mit amerikanischen Präsidenten habe sie als Einheimische ja sowieso schon. Am Anschlagbrett wird noch ein WG-Zimmer angeboten für die WEF-Tage – «Preis nach Vereinbarung».
Alles wird ausgeräumt, vermietet, umgebaut
Der Slogan des diesjährigen WEF lautet: «Für eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt». Damit die internationale Wirtschafts- und Polit-Elite vom 23. bis 26. Januar über dieses Thema reden kann, wird nun erst mal die Schweizer Alpenstadt ein bisschen zersplittert: Statt Gerstensuppe gibts im Café Schneider’s bald indisches Curry. Denn während des WEF ist es als Veranstaltungslokal an die indische Delegation vermietet. Wahrscheinlich verschwindet für diese Zeit auch der kleine hölzerne Steinbock, der auf dem Bierzapfhahn steht.
Designerin Angela Steinemann organisiert den temporären Umbau. Wo heute hinter dem Tresen mit Eier-, Salami- und Thoncanapés eine freundliche Verkäuferin steht, wird dann ein Operating Room sein, erklärt sie. Von dem aus werden dann Liveschaltungen nach Indien gemacht.
Alle hoffen auf ein Selfie mit Trump
Etwas weiter die Promenade hoch ist die Buchhandlung Schuler. Die Biografie von Sepp Blatter liegt draussen in der Schnäppchen-Kiste. Drinnen steht Sarah Kleger. Auch die Buchhändlerin wird alles ausräumen – für einen Softwarekonzern. Eingeräumt wird derzeit noch das Davoser Kongresszentrum. Auch hier hat der angekündigte Besuch von Trump für Hektik gesorgt. Ein Securitas-Mitarbeiter erzählt, dass er drei Tage früher als geplant mit der Arbeit beginnen musste.
Ein anderer Sicherheitsmann friert vor einer Baustelle. Er findet es lustig, dass Trump kommt. Und hofft auf ein Selfie mit ihm. Wie eh und je sieht es in der Après-Ski-Hochburg Bolgen Plaza aus: Die Frisuren der Skifahrer sind etwas wirr, weil sie den ganzen Tag eine Mütze trugen, ein paar Bier haben die Stimmung gelockert. Auch das ist der Geist von Davos. Der andere.